LIMINALE ZUSTÄNDE VOR DER EXEKUTION
nach einer Lücke in Friedrich Schillers «Die Jungfrau von Orleans»
REGIE: Marie Schleef
SCHIFFBAU BOX
URAUFFÜHRUNG: 19.09.2025
1 Stunde 35 Minuten (keine Pause)
Eine wahre Begebenheit im 15. Jahrhundert: Von Mai 1430 bis Mai 1431 sass die berühmte wie umstrittene Jeanne d’Arc im Gefängnis und wartete auf ihre Hinrichtung. Ein Jahr, das Friedrich Schiller in seinem 1801 uraufgeführten Stück «Die Jungfrau von Orleans» ausklammerte.
Diese Lücke im Theaterkanon gibt der Regisseurin Marie Schleef den Anlass, dem Schicksal zum Tode verurteilter Frauen nachzuspüren und eine Brücke von Jeanne d’Arc bis in die Gegenwart zu schlagen. Was wäre, wenn Jeanne heute leben würde? Wie viele Jahre – oder gar Jahrzehnte – müsste sie im Todestrakt verbringen? Was hätte die endlose Wartezeit an der Schwelle zwischen Leben und Tod mit ihr gemacht? Und was, wenn sie erfahren würde, dass ihr letzter Tag bevorsteht?
Die Todesstrafe ist in 55 Länder der Welt nach wie vor legal. Alleine im Jahr 2024 wurden laut Amnesty International offiziell 1 518 Menschen auf der Welt exekutiert. Die Anzahl der zum Tode verurteilten Frauen steigt dabei stetig an. Die meisten dieser Schicksale spielen sich allerdings fern der Öffentlichkeit ab. ARE YOU READY TO DIE? widmet sich dieser weltweiten Leerstelle und übersetzt den streng getakteten Alltag im isolierten Todestrakt sowie den ritualisierten Weg zur Hinrichtung in eine bildstarke Theaterkomposition – in Slow Motion und ohne gesprochenes Wort.
Marie Schleefs Regiearbeiten bringen auf formal innovative Weise auf die Bühne, was sonst oft im Verborgenen bleibt. Ihre feministischen Arbeiten erkunden die Welt mit der Lupe und kreieren neue theatrale Erzählweisen. Gemeinsam mit ihrem Team lädt sie in einen abgeschlossenen Kosmos ein, in dem die Wahrnehmung liminaler Existenz – der andauernde Schwebezustand in einer Todeszelle – plastisch erfahren und geteilt werden kann.
In Kollaboration mit Amnesty International Schweiz
SENSORISCHE WARNUNG: Diese Inszenierung enthält laute Geräusche, teilweise intensive Geräuschmuster, Nebel und teilweise grelles Licht.








Oskar Wohlgemuth
© Luisa Ricar
«Die Frage, ob man bereit sei für den Tod, stellt sich ein radikaler Abend, der nachbrennt wie Gift unter der Haut.»
«Yvon Jansens Gesicht und ihre ruhige, physische Präsenz sind in den kommenden 90 Minuten ein riesiges, aufregendes Drama. Angst, Hoffnung, ganz viel Sehnen.»
«Das Brutale, so legt es die Inszenierung nahe, ist das Zerfliessen der Zeit.»