EINE MORITAT IN ZWÖLF BILDERN
von Max Frisch
REGIE: Claudia Bossard
PFAUEN
PREMIERE: 25.09.2025
2 Stunden 15 Minuten (keine Pause)
Ein Bankangestellter hat den Hausmeister erschlagen. Einfach so, zack, mit einer Axt und ohne Grund. Während sein Verteidiger Dr. Hahn angestrengt nach einem Motiv sucht, kapituliert der Staatsanwalt Martin vor der Sinnlosigkeit der Tat. Da ist ein Riss in der Ordnung der Dinge. Ein Mörder ohne Motiv. Eine Gerechtigkeit, die nur noch Urlaub will. Die Welt von Martin, dem Hüter des Rechts, steht Kopf. Am Vorabend des Mordprozesses verbrennt er alle Akten und haut ab.
Schluss mit der Monotonie, der bürgerlichen Enge und dem ermüdenden Eiertanz mit seiner Frau, die ausgerechnet Dr. Hahn zum Liebhaber erkoren hat.
Auf seiner Flucht in die Wälder ergreift eine neue Identität von ihm Besitz. Als legendärer «Graf Öderland mit der Axt in der Hand» zieht er fortan durchs Land und hackt sich skrupellos mordend in die Unterwelt. Und während der subalterne Bankangestellte in der Justizmaschinerie gerät, wird der Gesetzesdiener zum Sinnbild all jener, die den erdrückenden Konventionen des Alltags, der Sterilität der Ordnung entfliehen möchten.
Der Axtverkauf boomt. Aber ein Beil denkt nicht nach, empfindet keinen Ekel, es mordet. An die Stelle der Verantwortung tritt blosse Mechanik. Der zunehmenden Gewalt begegnet der Staat mit rigorosen Massnahmen, bis nur noch «Graf Öderland» das Blutvergiessen beenden kann. So endet der Wunsch absolut frei zu sein, anders zu leben als in der Pflichterfüllung im korrupten Kompromiss mit dem verachteten Staat, und die Gefängnistüren des eigenen Ich bleiben verschlossen.
Mit GRAF ÖDERLAND, Max Frischs dunkel-poetischem Stück, das der Autor selbst sein «liebstes» nannte, untersucht die Zuger Regisseurin Claudia Bossard die explosive Mischung von gesellschaftlicher Entfremdung und Identitätskrise, Populismus und Staatsversagen.
Content Note: Diese Inszenierung enthält explizite Darstellungen von Gewalt und Mord.
Sensory Note: Diese Inszenierung enthält Nebel.







© Vanessa Blättler
«Regisseurin Claudia Bossard packt diesen Brocken beherzt an und schickt ein spielfreudiges Ensemble mit Leichtigkeit und Witz ans Werk. [...] Elastische Figuren, die sich so geschmeidig verrenken als würden sie tanzen.»
«Der Zürcher ÖDERLAND ist kein museales Literaturstück, sondern ein lebendiges Psychogramm einer Gesellschaft, die sich selbst nicht mehr traut. [...] Claudia Bossard bietet ein lebendiges, vor Witz sprühendes Ensemble auf – allen voran der vielschichtige Staatsanwalt (Thomas Wodianka).»
«Der Clou von Bossards Zugriff auf das Frisch-Stück: Sie verteilt die 25 Rollen auf lediglich 7 Spielerinnen, die sich durch alle Rollen und Geschlechter «morphen» (...). Lediglich Thomas Wodianka ist immer der Staatsanwalt, der zum «Graf Öderland» wird und sich so tief in Täter und Opfer hineinversetzt, dass er selbst aus den Normen und Konventionen ausbricht.»