Liebes Arschloch

© Gina Folly

zum Programmheft

Von Virginie Despentes
Inszenierung: Yana Ross

Oscar ist Schriftsteller um die 50, auf dem Höhepunkt seines Erfolges – und auf einmal Beschuldigter in einem #MeToo-Skandal. Er wähnt sich unschuldig und versteht die Welt nicht mehr: Es war doch eine Liebesgeschichte, eine unglückliche obendrein, wie kann Zoé daraus eine Story über Machtmissbrauch zimmern, die sein Leben und seine Karriere für immer zerstören? Geht es ihr nur um ihren Fame als feministische Bloggerin? Und überhaupt: War nicht er es, der zurückgewiesen wurde? Wer ist also das Opfer hier? Verstört und beleidigt sucht Oscar Kontakt zum Schwarm seiner Jugend, eine der grössten Filmdiven des Landes. Rebecca, nur wenige Jahre älter als Oscar, hat zwar zunächst ebenfalls wenig Verständnis für den Moralismus der jungen Generation, entwickelt aber zunehmend Empathie für Zoés Perspektive. Es beginnt ein Duell über alten und neuen Feminismus, über Prüderie, Rausch und #MeToo, über Klasse, Identität und Political Correctness, in dem schliesslich deutlich wird, dass die Dinge komplexer sind als sie sich im Schwarz-Weiss-Denken der Shitstorms zeigen.

Virginie Despentes’ neuer Briefroman ist politische Literatur mit schwarzem Humor, der kein Ego schont und keinen persönlichen Widerspruch zu verheimlichen sucht. Schillerndes Material für die Wandlerin zwischen den Welten und Kulturen Yana Ross, die die Uraufführung des Bestsellers aus Frankreich im Pfauen inszeniert.

 

Pressezitate & Publikumsstimmen

«Wut und Versöhnung, Veränderung und Rückfall – mit glühenden Wangen verlässt man den Saal. Ein dichter Abend voller Fragen. (...) Antworten gibt das Stück keine. Dafür aber Hoffnung.» – NZZ

«Ein intimer Abend! Die Bearbeitung nimmt bestimmte thematische Inseln aus dem Roman und häkelt diese sehr schön hintereinander. Man wird von den Figuren mit auf eine Art ‹Seelenstriptease› genommen.» - Deutschlandfunk Kultur

«Die richtigen, wichtigen Themen zur richtigen Zeit.» – Zuschauer*in

«Klasse Schauspiel-Duo. Da geht man mit. Wie virtuos Neukirch seinen Oscar zwischen Macho, Weichei und geläutertem Gutmensch schwanken lässt, wie überzeugend Pfammatters Rebecca sich mal als unsentimentale Powerfrau, mal als verletzte Seele durch ihren Alltag kämpft: Das hat Applaus verdient.» – Tages-Anzeiger

mehr weniger

 

Inszenierung
Yana Ross
Live-Musik
Magda Drozd
Kostümbild
Zane Pihlström
Musik
Magda Drozd
Licht
Frank Bittermann
Dramaturgie
Katinka Deecke
Alle Beteiligten anzeigen
Audience Development
Silvan Gisler / Tali Furrer
Touring & International Relations
Sonja Hildebrandt
Künstlerische Vermittlung T&S
Manuela Runge
Produktionsassistenz
Samuel Petit
Bühnenbildassistenz
Eva Lillian Wagner
Kostümbildassistenz
Sara Bosshard
Produktionshospitanz
Philipp  Stevens
Kostümbildhospitanz
Lisa-Maria Liner
Inspizienz
Michael Durrer
Soufflage
Katja Weppler
Übertitel Einrichtung
Raman Khalaf (Panthea)
Übertitel Übersetzung
Anna Galt
Weniger Beteiligte anzeigen

Virginie Despentes wird von Intertalent Paris vertreten. Die Aufführungsrechte der Übersetzung liegen beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg.

Der Roman Liebes Arschloch von Virginie Despentes, aus dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis, ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.

  • 90min
  • Uraufführung: 25. November 2023, Pfauen
  • Englische Übertitel
  • 🛈 Einführung 30 Min vor der Aufführung am 15.1., 17.1, 21.2. und 27.3.

    *** Triggerwarnung: Diese Inszenierung behandelt Themen wie Sucht, sexuelle Übergriffe, Gewalt und Suizid. Es werden Stroboskope und Rauch/Nebel eingesetzt. ***
Einführung: Katinka Deecke, Dramaturgie
00:00
00:00

Bildergalerie & Videos

Bits on Pieces
Weitere Texte und Kontexte zu unseren Inszenierungen im Schauspielhaus Journal.
Schreiend laute Stille

Als ich mit Anfang Zwanzig in den Journalismus einstieg, waren alle meine Vorbilder Männer. Ich schaute auf zu Autoren aus dem Gonzo-Journalismus (bevor ich wusste, dass der von einer Frau, der Journalistin Nelly Bly, geprägt wurde), zu Schriftstellern aus der Beat Literatur. Ich wollte so schreiben können wie sie, wollte so sein wie sie. Damit einher ging auch ein patriarchal geprägtes Bild von Männlichkeit, das ich als normal empfand: oft rau im Umgangston, rücksichtslos, hartnäckig. Eigenschaften, die einem je nach Thema durchaus auch in journalistischen Recherchen zugute kommen können.

mehr
Wider die Stigmatisierung

In dem Roman Liebes Arschloch von Virginie Despentes wird ein komplexes Bild von Sucht und Entzug gezeichnet: Rebecca, die Protagonistin, lebt ihr Leben lang als erfolgreiche Schauspielerin mit einer Heroinabhängigkeit. Dies widerspricht dem gesellschaftlich verbreiteten Bild einer Süchtigen. Für das Programmheft der Inszenierung von Yana Ross hat Philipp Stevens ein Gespräch mit Dr. Thomas Lüddeckens geführt, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Klinik Im Hasel. Es behandelt Fragen des Drogenkonsums, Konsumkompetenz und substanzgebundene Störungen.

mehr
Die Regisseur*innen über
die Spielzeit 23/24

Die Spielzeit 23/24 vom Schauspielhaus Zürich wird besonders. Nicht nur, weil sie die letzte Saison der Intendanz von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg ist, sondern auch, weil die acht Hausregisseur*innen noch einmal alle ans Haus zurückkehren, um neue Inszenierungen zu erarbeiten. In acht kurzen Videos sprechen sie über ihre Pläne. 

mehr