Yana Ross

Yana Ross ist eine kosmopolitische Nomadin. In ihren Theaterarbeiten überschreibt sie radikal Stoffe, die heute als Klassiker gelten, und spiegelt sie empfindsam und ohne Rücksicht auf Erregbarkeiten an Stadtgeschichten und den persönlichen Biografien der Spieler*innen. An kanonischen Texten wie Tschechows Gesellschaftspanoramen Drei Schwestern und Die Möwe, Ibsens Nora oder Arthur Schnitzlers Reigen schält sie den Kern des Bürgerlichen heraus und zeigt gleichzeitig die überraschende Gegenwärtigkeit der Texte, indem sie sie direkt an die Sprachen und Rituale der spezifischen Gesellschaft anbindet, für die sie inszeniert. Sie hat den wachen, sezierenden Blick einer Aussenstehenden, die nicht innerer Teil einer bestimmten Gemeinschaft ist. Yana Ross war 2008 die erste Frau, die auf der grossen Bühne der Berliner Volksbühne Regie führte. Im deutschsprachigen Theaterraum fiel sie 2016 bei den Wiener Festwochen einem breiten Publikum mit ihrer Inszenierung Wunschkonzert von Franz Xaver Kroetz auf, in der die polnische Filmgrösse Danuta Stenka, die neu ins Ensemble des Schauspielhaus Zürich kommen wird, 80 Minuten lang schweigend auf der Bühne steht. Direkt vor ihrer Zeit am Schauspielhaus Zürich war sie Hausregisseurin am Litauischen Nationaltheater, wo sie zuletzt im Frühjahr 2019 Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald inszenierte.