Projekt Pfauen

Stellungnahmen

09. März 2022

Stellungnahme des Schauspielhaus-Verwaltungsrats
zum Beschluss des Gemeinderats zur Pfauensanierung

Der Verwaltungsrat der Schauspielhaus AG bedauert den heutigen Entscheid des Gemeinderats für eine lediglich leichte Sanierung des Pfauensaals ausserordentlich. Er wird nun eine Strategie erarbeiten zur Frage, wie sich der Kunst- und Theaterbetrieb auf die Rahmenbedingungen in den dannzumal sanierten Räumlichkeiten einzustellen hat.

Die Theaterschaffenden am Schauspielhaus und der Verwaltungsrat haben dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit mehrfach aufgezeigt, dass der Verzicht auf eine umfassende Erneuerung schmerzhafte Eingriffe in den Theaterbetrieb haben dürfte. Die heute vom Gemeinderat gewählte Variante einer leichten Sanierung wird eine weitere Reduktion der bereits heute zu knappen Flächen nach sich ziehen. Das Publikum wird auch künftig unbefriedigende Akustik- und Sichtverhältnisse in Kauf nehmen müssen.

Der Gemeinderat hat den musealen Charakter des Schauspielhauses höher gewichtet als dessen künftige künstlerische Aufgaben, die der bedeutenden Tradition und Geschichte des Hauses verpflichtet sind. Der Gemeinderat hat entschieden, den Erhalt des in der Vergangenheit mehrfach umgebauten Saals zu bevorzugen. Damit ist der erste Vorhang gefallen. Den Entscheid des Parlaments gilt es zu respektieren. Der Verwaltungsrat wird nun mit den Theaterschaffenden und Verantwortlichen des Schauspielhauses eine Strategie entwickeln, die sich mit der Frage befasst, welches Theater dem Publikum nach der Sanierung präsentiert werden kann. Selbstverständlich ist es Ziel, auch unter den verschlechterten Bedingungen das weiterhin bestmögliche Theater auf die Bühne zu bringen. Dieses wird sich jedoch nicht nur nach den Anforderungen der Kunst zu richten haben, sondern in weiten Teilen auch nach den eingeschränkten funktionalen und räumlichen Bedingungen. Inwiefern sich der heutige Entscheid des Gemeinderats auch auf die betriebswirtschaftliche Situation des Schauspielhauses auswirken wird, gilt es abzuwägen. Die Pfauenbühne ist heute das finanzielle Standbein des Schauspielhauses.

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Zürich, 7. Februar 2022
Pressekonferenz des Verwaltungsrats zur Instandsetzung des Pfauen

Der Pfauen muss instand gesetzt werden. Dies ist das Fazit des Verwaltungsrats der Schauspielhaus Zürich AG. Damit sich die Bedingungen für die Zuschauer*innen, für die Kunst und für den Betrieb nicht weiter verschlechtern, braucht es eine umfassende Erneuerung. Nur dann hat der Pfauen mit seiner grossen Geschichte auch eine grosse Zukunft.

Der Verwaltungsrat des Schauspielhauses betonte an seiner heutigen Medienorientierung, dass man sich trotz verschiedener Standpunkte, was den Saal betrifft, in vielem einig ist: Das Theater soll am traditionellen Standort bleiben, die Blockrandbebauung - und damit die äussere Erscheinung - bleibt erhalten, das Schauspielhaus soll auch zukünftig zur obersten Liga der deutschsprachigen Theater gehören, und die Geschichte des Pfauen muss lebendig bleiben.

Aktuell berät der Gemeinderat den Antrag des Stadtrats darüber, wie das Gebäude konkret instand zu setzen sei. Der Verwaltungsrat erachtet es als seine Pflicht, aufzuzeigen, dass die vom Stadtrat beantragte Variante der umfassenden Erneuerung die Bedingungen für einen zukunftsfähigen Betrieb erfüllt. Der Gemeinderat prüft das komplexe Geschäft seit über einem Jahr mit grösster Sorgfalt. Dafür möchte sich der Verwaltungsrat ausdrücklich bedanken.

Das Repertoire- und Ensembletheater steht auf dem Spiel

Der Antrag des Stadtrats basiert auf einem von Fachleuten des Schauspielhauses sorgfältig erarbeiteten Nutzungskonzept. Sie arbeiten seit Jahren tagtäglich im Pfauen und kennen die Produktionsbedingungen. Sie ist unbefriedigend und kritisch: im Betrieb, auf der Bühne, im Zuschauersaal und im Foyer.

Die Arbeitsbedingungen sind schwierig. Zulieferung, Abtransport sowie Auf- und Abbau der Bühnenbilder sind aufgrund der räumlichen Verhältnisse aufwändig und für die Mitarbeitenden belastend. Die Zeit, die für die Bühnenumbauten gebraucht wird – zum Teil sind es bis zu sechs Stunden -, geht auf Kosten der Entwicklungs- und Probearbeiten. Dies in einer Zeit, in der für die Entstehung neuer Aufführungen vermehrt auf Flexibilität, Agilität und Partizipation gesetzt wird. Es ist nicht erstaunlich, dass renommierte Theaterschaffende die Pfauenbühne zunehmend meiden. Dass trotz all den Widrigkeiten heute noch gutes Theater gemacht wird, ist dem grossen, aber ermüdenden Einsatz der Mitarbeitenden und Kunstschaffenden zu verdanken.

Der Verwaltungsrat trägt die Verantwortung für die Zukunft des Theaters. Es käme aus seiner Sicht einer Tragödie gleich, wenn man die heutige Situation mit einer halben Instandsetzung verschlechtern würde. Genau dies wäre der Fall, wenn als Variante lediglich eine Sanierung anstelle der umfassenden Erneuerung beschlossen würde. Die verfügbaren Flächen für die Kunst, den Betrieb und das Foyer würden sich aufgrund neuer Brand- und Sicherheitsvorschriften nochmals verringern. Dies hätte unmittelbaren Einfluss auf den Kunstbetrieb. Das Repertoire- und Ensembletheater, wie es heute am Pfauen über die Bühne geht – und im Schiffbau nicht möglich ist –, stünde auf dem Spiel. Ebenfalls vergeben wäre die Chance der «Demokratisierung» des Theaters: Heute ist rund die Hälfte der Sitzplätze im Pfauen mit teilweise massiven Akustik- und Sichteinschränkungen belegt. Zudem kosten die unbefriedigenden Sanierungen a priori nicht weniger als eine zukunftsorientierte, umfassende Erneuerung.

Damit die Geschichte Zukunft hat

Basierend auf dem Nutzungskonzept der Theaterfachleute, das durch eine unabhängige Bedürfnisabklärung mit externen Expert*innen und Zuschauer*innen ergänzt wurde, hat das renommierte Architekturbüro EM2N verschiedene mögliche
Varianten ausgearbeitet. Die fundierten Vorstudien haben ergeben, dass die notwendige Qualität für die Kunst, das Publikum und den Betrieb nur mit einer "Umfassenden Erneuerung" und damit einem Neubau des Saals sichergestellt werden kann. Wie dieser Neubau genau gestaltet werden soll, gilt es in einem sorgfältig kuratierten Wettbewerbsverfahren auszumarchen. Was jetzt bereits feststeht: Im Ausschreibungsprogramm wird verbindlich festgelegt, dass die Anmutung des heutigen Saals im Neubau eine modernisierte Entsprechung finden muss.

Der Verwaltungsrat ist aber nicht nur der Zukunft, sondern auch der Geschichte des Pfauen verpflichtet. Er begrüsst, dass diese nun wieder breiter diskutiert wird. Ebenfalls begrüsst er die Absicht der Stadt, diesen Diskurs aktiv zu fördern. Gemeinsam mit der interessierten Bevölkerung und Expertengremien werden bereits vor der Sanierung Wege und Möglichkeiten ausgelotet, die wechselvolle Geschichte des Hauses bestmöglich zu pflegen und zu aktivieren. Die Ergebnisse werden als Vorgaben in die Wettbewerbsausschreibung aufgenommen. Die Geschichte zeigt aber bereits heute: Für eine erfolgreiche Vermittlung des Erinnerungsorts Pfauen braucht es mehr als einen Saal. Die beste Referenz ist es, auch in Zukunft hochklassiges und relevantes Theater auf die Bühne zu bringen.

Mit der "Umfassenden Erneuerung" bekommt das Publikum einen neuen und festlichen Saal mit bester Sicht und Akustik sowie ein attraktives Foyer. Die zusätzlichen Flächen einer Neben- und Hinterbühne verbessern die Arbeitssituation für den Betrieb massgeblich und schaffen die Voraussetzung für eine Theaterkunst mit Zukunft.

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10. Februar 2021
Stellungnahme der Co-Intendanten Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann

Liebes Publikum,

Heute wird die Homepage einer Initiative aufgeschaltet, die sich an der Debatte um die Zukunft des Pfauen beteiligen möchte. Pfauen mit Zukunft heisst deshalb auch ihr Slogan und Sie alle wissen, worum es geht: Der Pfauen ist stark sanierungsbedürftig, es muss etwas mit diesem Gebäude passieren, was genau, dazu liegen Vorschläge auf dem Tisch.

Wir möchten die von den Akteur*innen dieser Initiative eingeforderte Debatte gern aufgreifen. Miteinander wollen wir herausbekommen, wie die Zukunft des Pfauen gestaltet werden soll. Also die Zukunft, die wir zwei gar nicht mehr als Intendanten des Schauspielhaus Zürich erleben werden. Es ist uns wichtig, das zu betonen: Wir werden nicht mehr Ihre Intendanten sein, wenn der «neue, alte» Pfauen (wieder)eröffnet werden wird. Diese Debatte begann lange, bevor wir unsere Arbeit hier antraten und wird erst in der Zeit nach uns ihre Ergebnisse zeigen. Umso mehr möchten wir ein Feld für diese wichtige und zukunftsweisende Diskussion bieten.

Wir haben den Pfauen inzwischen sehr gut kennengelernt. Und wir schätzen diesen Ort sehr und auch wir sorgen uns um seine Zukunft. Er ist auch zu unserem «liebsten Spielzimmer» geworden, wenn wir das so sagen dürfen (was auch heisst, dass wir sehr genau um seine Qualitäten, aber auch seine Probleme wissen). Er ist uns ans Herz gewachsen!

Allerdings wissen wir auch: Sie alle, die Stadt darf dieses schöne Haus nicht in Ruhe lassen, bitte nicht! Und zwar – um es zu erhalten! Aufwändige Renovationsarbeiten stehen im jeden Fall an. Ein Nachdenken darüber, wie die Geschichte dieses Ortes architektonisch in die Zukunft weitergeschrieben werden sollte, muss daher unbedingt weiter stattfinden. Dieses mit einem lauten Nein!, Stopp! abzubrechen, wäre fatal. Auch der Pfauen war stets ein Ort, der sich selbst immer wieder verwandelt hat und dessen Nutzungskonzepte sich veränderten. Das sei doch auch gesagt: den Pfauen gibt es nicht. Sich auf ihn in einer unveränderlichen Gestalt zu berufen, ist daher widersinnig.

Wir alle Zürcher*innen können daher dankbar dafür sein, dass sich einige auf den Weg gemacht haben, sich Gedanken um den Pfauen 2030ff zu machen. Wir wollen den Verwaltungsrat des Schauspielhauses hier namentlich erwähnen, der auch hinter der Initiative «Pfauen mit Zukunft» steht, den technischen Direktor Dirk Wauschkuhn, aber auch viele, viele weitere Kolleg*innen, die hier seit vielen Jahren, zum Teil Jahrzehnten in der Technik oder der Kunst arbeiten und den Pfauen wie ihre Westentasche kennen; auch das Kulturdepartement der Stadt Zürich, stellvertretend Peter Haerle und die Stadtpräsidentin Corinne Mauch, sowie das Hochbaudepartement mit André Odermatt haben überaus verantwortungsbewusst gehandelt.

All den verschiedenen Standpunkten zur Zukunft des Pfauen werden wir in den kommenden Wochen immer wieder zu einem Echo verhelfen. Natürlich stehen auch wir Beide mit unserer Expertise zur Verfügung. Gern bringen wir unser Wissen und unsere Erfahrungen ein (fragen Sie uns!). Wir wünschen uns eine lebendige, sachliche Debatte, die allen Positionen Gehör verschafft. Letztlich spricht aus allen, so kontrovers sie erscheinen mögen, die Verbundenheit mit diesem aussergewöhnlichen Ort. Daher: Hallo an alle! Und herzlich willkommen!
Der Pfauen ist Ihr aller Haus.

Passen Sie auf Sich auf und bleiben Sie gesund.

Herzlich, Ihre
Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann, Intendanten Schauspielhaus Zürich

Infos und Standpunkte zur Zukunft des Pfauen:

Stadt Zürich: Modernisierung Pfauen
ETH Zürich: Konstruktionserbe u. Denkmalpflege – «Die Pfauenbühne erhalten»
Schweizer Heimatschutz: «Lasst dieses schöne Haus in Ruhe»
Komitee «Rettet den Pfauen»
Initiative Pfauen mit Zukunft

Pressekonferenz und Debatten

Pressekonferenz VR: Akt der Entscheidung

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7. Februar 2022

Pressekonferenz des Verwaltungsrats zur Instandsetzung des Pfauen

Der Pfauen muss instand gesetzt werden. Dies ist das Fazit des Verwaltungsrats der Schauspielhaus Zürich AG. Damit sich die Bedingungen für die Zuschauer*innen, für die Kunst und für den Betrieb nicht weiter verschlechtern, braucht es eine umfassende Erneuerung. Nur dann hat der Pfauen mit seiner grossen Geschichte auch eine grosse Zukunft.

Mit Markus Bachofen Rösner (Präsident), Prof. Dr. Ursula Amrein und Salome Grisard.
Moderation: Beate Eckhardt (Vizepräsidentin)

Weitere Informationen


Pfauen-Debatte 2: Zukunft der Erinnerung

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2. Juni 2021, 20 Uhr

Unabhängig davon, ob der denkmalgeschützte Zuschauersaal erhalten oder durch einen Neubau ersetzt wird: Wie soll die Vergangenheit in Zukunft erlebbar gemacht werden? Damit der Pfauen nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch der Erinnerung sein kann. Mehr zum Projekt "Pfauen mit Zukunft"

Zoom-Diskussion mit Christine Abbt, Philosophin; Georg Kreis, Historiker; Silke Langenberg, Architektin/Denkmalpflegerin; Ursula Amrein, Literaturwissenschaftlerin; Moderation: Peer Teuwsen, Journalist (NZZ am Sonntag).

Weitere Informationen zur Veranstaltung


Pfauen-Debatte: Auftakt-Podium

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21. April 2021, 20 Uhr

Was braucht der Pfauen der Zukunft aus künstlerischer Perspektive?

Zoom-Diskussion mit Benjamin von Blomberg (Co-Intendant Schauspielhaus), Barbara Ehnes (Bühnenbildnerin), Stephan Müller (Regisseur), moderiert von Melanie Pfändler (Redaktorin SRF).

Weitere Informationen zur Veranstaltung