von Sophokles in einer neuen Übersetzung von Kurt Steinmann
Regie: JOSSI WIELER
SCHIFFBAU BOX
Premiere: 14. Dezember 2024
ca. 2h
«Mir schwant, bald wird sich zeigen, dass Schlimmes ich in schöner Hoffnung tat.»
Deianeira, Ehefrau des griechischen Helden Herakles, teilt mit ihm sein Exil in der Stadt Trachis, wo er nach einem von ihm verübten Mord Zuflucht gefunden hat. Ihr Leben verbringt sie in Sorge um ihn, der zu ständig neuen Taten, Beute- und Rachefeldzügen aufbricht. Sie sind einander mehr fremd als in Liebe verbunden. Dennoch packt Deianeira die Eifersucht, als ihr in einer Gruppe kriegsgefangener Frauen, die auf Herakles’ Wunsch nach Trachis gebracht werden, Iole auffällt: Um ihretwillen hat Herakles die Heimatstadt der Frauen belagert und zerstört, und nun soll sie in seinem und Deianeiras Haus mit ihnen leben. In dem Versuch, Herakles mit einem Liebeszauber zurückzugewinnen, vergiftet Deianeira ihn unabsichtlich. Das mit dem Blut des Zentauren Nessos getränkte Gewand, von dem sie sich den Zauber erhofft, verätzt Herakles’ Körper unter grausamen Qualen.
Sophokles’ Tragödie DIE FRAUEN VON TRACHIS erzählt von Heldentum und Krieg von einem Schauplatz aus, an dem sich Exilierte, Daheimgebliebene und Verschleppte begegnen. Wie verändert ein Krieg die heimische Sphäre? Was ist der Preis glorreicher Taten? Und was ihr Vermächtnis?
Der Schweizer Regisseur Jossi Wieler ist für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet worden (Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring, mehrere Nestroy Preise und Einladungen zum Berliner Theatertreffen). Mit dieser Inszenierung kehrt er nach langer Unterbrechung an ein Schweizer Schauspielhaus zurück.
Triggerwarnung: Diese Inszenierung thematisiert Gewalt, insbesondere sexualisierte Gewalt, und enthält sprachliche Beschreibungen drastischer Formen von Gewaltanwendung. Weiter enthält diese Inszenierung explizite Szenen mit Nacktheit.








© Leon Schwitter
Eine hochkonzentrierte, sprachlich vielschichtige Inszenierung. Man hätte im Saal die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. [...] Eine Aufführung, spannend wie ein Krimi, zu einem Thema - Gewalt an Frauen im Krieg - das uns nach wie vor angeht.
«Der antike Text von Sophokles in der Neu-Übersetzung von Kurt Steinmann schafft eine körpernahe Parallelität zu gesellschaftlichen Strukturen unserer Zeit, eine Analyse der Kriegshelden und ihres Vermächtnisses der Gewalt, die unter die Haut geht.»
«‹Die Frauen von Trachis› von Sophokles, die das Schauspielhaus Zürich in der Inszenierung von Jossi Wieler zeigt, sind ein starkes Stück. In jedem Sinn. Mord, Schuld, verratene Liebe, menschliche Hoffnungen und göttliche Pläne sind wie in einem unentwirrbaren Knäuel ineinander verschlungen (...) Und Jossi Wieler mildert nichts ab, sondern kostet die darstellerischen Extreme auf überzeugende Weise aus.»
«Er (Jossi Wieler) lässt dem sperrigen Stück die Fremdheit, aber nimmt ihm mit kleinen Eingriffen das Behäbige, das Inszenierungen antiker Tragödien oft anhaftet.»
«Wielers Inszenierung braucht keine großen Gesten, um das patriarchale System als mörderisch vorzuführen und die Frauen immer wieder als Opfer. Sophokles genau zu lesen reicht und dann ist zweieinhalbtausenjährig halt immer noch aktuell – das ist auch ein Massstab.»
«Die klassischen Rhythmen, die für heutige Ohren spröden Satzstrukturen und unzugänglichen Wörter konterkariert Regisseur Jossi Wieler mit einer Körpersprache, die von Schwäche und Verletzung erzählt. Von Hin-und- hergerissen-Sein.»
«Es ist erstaunlich, wie modern ganz alte Stücke zum Teil wirken, wie zum Beispiel ‹die Frauen von Trachis›.»
«Kaum ein Regisseur kann Texte so fein und genau lesen wie Jossi Wieler.»
«Es sind die Frauen, die diesen konzentrierten Bühnenessay bestimmen. Den Männern (...) gehört der Krieg, den Frauen das Leid und, auch wenn sich Deianeira ob ihrer Fehltat das Leben nimmt, die Hoffnung.»
«(Jossi Wieler) kehrt er in seiner Inszenierung zu Sophokles zurück, um die tiefere Bedeutung dieses zweieinhalbtausend Jahren alten Stücks deutlich zu machen: Dass Krieg, sexualisierte und patriarchale Gewalt seelische Wunden in den Menschen hinterlassen, die als Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden.»
«Jossi Wieler ist bekannt dafür, wie tief er in die Werke eindringt und die Figuren psychologisch ergründet. Überragend gelingt ihm dies auch in den ‹Frauen von Trachis›, bis hinein in die kleinsten Gesten seiner minimalistischen, aber äusserst effektvollen Regie. Wobei er über ein Ensemble verfügt, das im präzisen Zusammenspiel eine packende Präsenz ausstrahlt. Und vor allem versteht es Wieler, die Sprache geschmeidig zu inszenieren, vom Flüstern über das Parlando bis zum Schrei – da zeigt sich auch, wie gut sprechbar die neue Vers-Übersetzung von Kurt Steinmann ist.»