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Ciudades Paralelas / Parallele Städte

vom 23. Juni bis 2. Juli 2011 an verschiedenen Orten in Zürich


Hotelzimmer, Bibliotheken, Shopping Center, Bahnhofshallen, Fabriken ... Funktionale Orte sind keine Sehenswürdigkeiten. Sie existieren in jeder Stadt, machen sie als Stadt bewohnbar. Es sind wiedererkennbare Orte, die rund um die Welt parallele Existenzen mit ähnlichen Regeln, aber lokalen Gesichtern haben. Für „Ciudades Paralelas“ luden Lola Arias und Stefan Kaegi Künstler und Künstlerinnen ein, Interventionen für solche Räume zu erfinden. Nach Berlin, Buenos Aires und Warschau verwandeln acht Künstler und Künstlerinnen jetzt Orte in Zürich zu urbanen Beobachtungsstationen. Zwei Wochen lang gibt es verschiedene Stücke in Touren durch Zürich zu entdecken – zum Hören, Lesen und Anfassen.

„Das gross angelegte Kunstprojekt, das verschiedene Dokumentartheater- und Performance-Arten kombiniert, hangelt sich der labilen Schnittstelle zwischen dargestellter Realität und realer Darstellung entlang und unterwandert – für alle Beteiligten und Zuschauer – Wahrnehmungsmuster und alltägliche soziale Interaktionsformen.“ NZZ


„Modemarken, Malls, Fussgängerzonen. Die Städte sehen sich immer ähnlicher, aber hinter den Einkaufsmeilen warten unbekannte Welten. Wer die eigene Stadt quasi als Tourist mit Lola Arias, Stefan Kaegi und ihren Mitstreitern entdeckt, ist in Mode. Er wird aber mit harter Gegenwart konfrontiert.“ Deutschlandfunk


„Die Museumsgesellschaft mit ihrem Literaturhaus, das Hotel Ibis, das Bezirksgericht, ein Hausdach, verschiedene Shoppingcenter, der Bahnhof Hardbrücke, ein Wohnhaus und auch die Zweifel Pomy-Chips AG in Spreitenbach sind hier die konkreten Orte, wo Bewohner und Arbeiter ihre Geschichten erzählen und Zuschauer zu Akteuren werden. Die ganze Welt ist Bühne – im Rahmen eines Projekts mit einigen Spielregeln. Man meldet sich für eine Theateraufführung an – doch bald beginnen sich die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktionalisierung zu verwischen.“ NZZ


„Der Spielort Hotel, genauer der fünfte Stock im Hotel Ibis hinter der Schiffbauhalle, ist wundersam gelungen. Staunend blickt man aus dem ersten der sauberen, kleinen, praktischen Zimmer auf die seltsame Industriebrache, die man von unten noch nie wahrgenommen hat. Eine Putzfrau aus Sri Lanka hat einen Brief und die wichtigsten Dokumente ihres Lebens im Kopfkissenanzug hinterlassen. Verzaubert betritt man die leer geräumte Nummer 514, deren Boden mit feinem Sand zugeschüttet ist, aus dem eine Palme wächst – die Lieblingserinnerung eines Brasilianers an zu Hause, das Hotelzimmer als Sehnsuchtsort, als Fluchtkapsel, in der man eine Weltreise imaginieren kann. Knappe 50 Minuten verbringt man in diesen mit Lebensspuren und konzentrierter Einsamkeit gespickten Kammern, und sie sind alles, was man sich wünscht: klug, schlicht, traurig, lustig. Und die Exklusivität, dass man da fünf Minitheater ganz für sich allein hat, die ist betörend.“ Tages-Anzeiger


Am bewegendsten dann der von Stefan Kaegi inszenierte Abschluss des Abends: man stand mit dem blinden Musiker Marco Jörg auf einem Hausdach im Wind, er sang uns etwas vor und erzählte, wie er als blindes Kind seinen eigenen Weg gefunden habe. Und man lauschte den Geräuschen der Stadt.“ Deutschlandfunk


„Die Mall als Spiegelkabinett, in dem Wünsche und Begehren geboren werden, das wird beim auditiv begleiteten Schlendern ohne (bewusste) Kaufabsicht schön deutlich und erfahrbar. Der Perspektivenwechsel auf Menschen, Dinge und Architektur ist verblüffend. Und dem Mitmachen, dem kann man sich auch unauffällig verweigern … Zum geradezu klassischen Kulturkonsumenten wird man dann wieder im Bezirksgericht an der Badenerstrasse. Im etwas gedrungenen, aber unerwartet pompösen Foyer steht ein schwarz gewandeter Chor. Arrangement und Inszenierung sind von Christian García nach einer Renaissance-Liturgie des Engländers Thomas Tallis, es singen und sprechen Mitglieder des Vokalensembles von Uni und ETH, die Stoffe dazu liefern alte Gerichtsakte. Da ist der in seiner Ehre verletzte Scheidungsanwalt einer Frau, der von ihrem Mann am Telefon «Trottel» genannt wurde. Oder der Mann, der meinte, er sei HIV-infiziert und deshalb absichtlich ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, obwohl er, wie ein Aidstest später zeigte, doch gar nicht infiziert war.“ Tages-Anzeiger

Dramaturgie
Katja Hagedorn
Kurator
Stefan Kaegi
Kuratorin
Lola Arias

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