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Fratelli

von Antonio Viganò, Michele Fiocchi, Remo Rostagno, Carmelo Samonà

Schiffbau/Matchbox
Premiere am 1. Juni 2013

Zwei erwachsene Brüder leben gemeinsam in einer Wohnung. Einer der beiden hat autistische Züge, lebt in seiner eigenen Welt. Der andere bemüht sich um ihn, übernimmt Verantwortung für das Leben seines Bruders, hilft ihm den Alltag zu bewältigen. Er versucht ihn zu verstehen, mit ihm zu kommunizieren, die Logik im Verhalten seines Bruders zu verstehen, Zugang zu seiner Welt zu finden. Mit Hilfe von Ritualen und Spielen, schafft er es, sich seinem Bruder anzunähern, Momente der Gemeinsamkeit zu finden. Geschichten, das Nachspielen von Geschichten scheinen den Bruder glücklich zu machen. Momente der Gemeinsamkeit wechseln mit Augenblicken der Verzweiflung, wenn die scheinbare Nähe wieder unendlich weit wegrutscht, ohne dass man weiss, warum und weshalb. Die Sprache ist einfach, das Spiel emotional, Gesten, Bewegungen und Tanz sind Ausdrucksmittel, um eine gemeinsame Sprache zu finden, eine Kommunikation, die sich Worten und rationaler Logik verweigert.

„Mit „Fratelli“ bringt der italienische Regisseur Antonio Viganò ein intimes, sehr berührendes Stück um ein ungleiches Brüderpaar in die Schiffbau-Matchbox.“ NZZ

„Sie fasziniert, diese stündige Artistik, die das Bozener Teatro Ribalta aus Carmelo Samonàs Roman entwickelt und für Zürich aufbereitet hat.“ Tages-Anzeiger

„Das Theaterstück basiert auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Carmelo Samonà und wurde von Antonio Viganò, Michele Fiocchi und Remo Rostagno für die Bühne adaptiert. Sie haben damit ein emotional dichtes Theaterstück geschaffen, das nicht von einer komplizierten Geschichte lebt, sondern vom komplexen Verhältnis zweier Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen.“ westnetz.ch

„Ich glaub, die Frage von „Behinderung“ rückt in der Kindersicht stark in den Hintergrund zugunsten der universellen Gratwanderung zwischen Geschwistern von sterbensgenervt bis innig verbunden.“ P.S.

„Der postpubertäre Zuschauer dagegen fragt sich anfangs, ob es wohl diskutabler sei, Behinderte zu spielen so wie hier – oder Behinderte spielen zu lassen, was jüngst Jérôme Bel angekreidet wurde, als er mit „Disabled Theatre“ in Berlin Furore machte. Doch dann verschwindet die Skepsis hinterm Staunen über so viel Achtsamkeit: so viel Gespür für versteckte Zärtlichkeit, versteckten Schmerz. Dieser Rain Man bietet keine Freakshow, sondern nimmt uns mit auf den schwierigen Weg zum Du.“ Tages-Anzeiger

„Die Geschichte dieser zwei Brüder, beide hervorragend gespielt, geht emotional sehr nah – nicht zuletzt wohl auch wegen der „weichgespülten“ klassischen Vokalmusik, welche die Gefühle in entscheidenden Momenten noch verstärkt.“ NZZ

„Die Namen der beiden Figuren werden nicht genannt. Der Ort bleibt unbestimmt. Die Situation lässt sich beliebig übertragen. Jeder kennt es, nicht das ausdrücken zu können, was man fühlt oder erlebt. Oder das Gegenüber nicht zu verstehen. Die menschliche Sprache ist begrenzt. Eine Berührung, ein Blick, ein Nasenflügelzucken sagt manchmal mehr als tausend Worte. Das Stück treibt die Unzulänglichkeit der Sprache auf die Spitze – und berührt damit.“ westnetz.ch

„Die spärliche Bühne mit Kronleuchtern und ebenso vielen Kisten offenbart eine erstaunlich vielseitige Verwendung, die passend zum Wechsel der Tempi der grad vorherrschenden Energie ruhen oder wild hin- und herschwenken.“ P.S.

„Der Mann mit dem kindlich offenen Gesicht blickt verträumt vor sich hin. Ob er den Kristallleuchter, der vor ihm auf dem Boden steht, wahrnimmt? Vielleicht sieht er in diesem Augenblick ja auch etwas ganz anderes, etwas, dem seine schmetterlingshaften Gesten gelten. Und ob er wohl seinen vor Wut tobenden Bruder hört? Er tut jedenfalls nicht dergleichen – als befände er sich unter einer Glasglocke.“ NZZ

„Sie tollen herum, veräppeln sich gegenseitig, jagen einander über die gesamte Bühne nach und zeigen beinah den gesamten Fächer von möglichen Emotionen: Zurückweisung, zärtliche Beschwichtigung und immer wieder die Flucht in die bewährte gemeinsame Fantasiewelt der Geschichte von Pinocchio.“ P.S.

„Der pflichtbewusste Bruder, der zwischen zärtlicher Zuwendung und aggressiver Überforderung schwankt wird eindrücklich von Silvan Kappeler gespielt. In der Rolle des Autisten reüssiert der Italiener Michele Fiocchi. Die Aufführung dauert eine kurzweilige Stunde und hinterlässt melancholische Nachdenklichkeit. Dem Premierenpublikum gefiel es. Die beiden Schauspieler wurden eifrig beklatscht, von einigen sogar stehend.“ westnetz.ch

„Sehr nah sind sich die beiden indes, wenn sie Spiele mit ritualisierten Bewegungen machen, und ganz besonders, wenn sie gemeinsam in die Geschichte von Pinocchio eintauchen. Da sprudeln die Sätze nur so heraus aus dem sonst wortkargen Lucignolo, und er freut sich wie ein Kind. Diese Augenblicke der Nähe enden jedoch jeweils ganz abrupt – zur Verzweiflung des Bruders, der Lucignolo über alles liebt, wenn auch dessen Betreuung ihn zunehmend anstrengt.“ NZZ

Mit Silvan Kappeler, Michele Fiocchi
Regie/Ausstattung
Antonio Viganò
Ton/Licht
Nicolas Dauwalder, Rasmus Stahel
Dramaturgie
Enrico Beeler, Petra Fischer
Kostümassistenz
Anna-Katharina Mühlhauser
Theaterpädagogik
Thomas Douglas, Verena Goetz
Regieassistenz
Christina Bolzon

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