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Weltzustand Davos (Staat 4)

von Rimini Protokoll
Schiffbau/Box
Premiere am 12. Januar 2018
 

Jedes Jahr treffen sich im Januar über 3000 CEOs, StaatspräsidentInnen, VertreterInnen von NGOs und ManagerInnen von milliardenschweren Fonds im Städtchen Davos, das zu diesem Anlass vom Schweizer Militär bestens bewacht wird. Über 300 programmierte Sessions und unzählige Treffen unter vier Augen bilden das Rückgrat des „World Economic Forums“ (WEF), für das vier Tage lang nahezu jedes Verkaufslokal in Davos seine Auslage räumt, um seine Räumlichkeiten an eine Firma oder eine global agierende Bank zu vermietet. Die Produktion „Weltzustand Davos“ hat die Dokumentartheatergruppe Rimini Protokoll mit Experten und Betroffenen entwickelt, die hier selbst auf der Bühne stehen. Das exklusive World Economic Forum, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Zustand der Welt zu verbessern, stellen hingegen die Zuschauer dar, die jeweils in die Rolle eines teilnehmenden Konzernchefs schlüpfen dürfen. Die Produktion vervollständigt die Serie „Staat 1–4“, in welcher Rimini Protokoll in vier Produktionen an unterschiedlichen Theatern Phänomene der Postdemokratie betrachtet.

„Es ist beeindruckend: Die Riminis haben wieder viel recherchiert, sortiert und mit der Bühne, einem Eisfeld im Bergeskranz, auch eine prägnante Theatersituation für ihre Verhandlungen gefunden.“ SRF 2

„Gutes altes, aber neugierig machendes Mitspieltheater, das aber durch viel Recherche, durch Daten und Informationen aufgemischt wird. Im Laufe des Abends tritt beim anfangs doch sehr eifrigen Publikum (wie auch beim Kritiker) eine gewisse Ernüchterung ein – so ist das in der Politik: am Ende eines langen Verhandlungstages sind alle eher müde. Aber immerhin hat „Rimini Protokoll“ uns da schon gezeigt, wo eigentlich Politik gemacht wird: nicht im Parlament, sondern beim Kontakteknüpfen in Davos.“ Deutschlandfunk

„Geschickt verbindet die Regie das „alte“ Davos Thomas Manns mit dem neuen, wenn sie die folgende Problematik beschreibt: Die am WEF anwesende Pharmabranche schreckt davor zurück, neue Tuberkulosemedikamente herzustellen, auch fehlen finanzielle Mittel. Das World Economic Forum sei ein Sanatorium für die kränkelnde Welt, sagte dessen Gründer Klaus Schwab einst sinngemäss. Rimini Protokoll legt nun das WEF selbst als Patienten auf eine „Schatzalp“-Liege. Die Diagnose lautet: Gesundheitszustand fragil.“ NZZ

„Das Konzept des Regieduos Helgard Haug und Stefan Kaegi von Rimini Protokoll orientiert sich wie immer an der Wirklichkeit. Für die Moderation ihres Dokumentartheaterstücks „Weltzustand Davos“ haben sie fünf Fachleute eingesetzt, die den Abend souverän moderieren“ Schaffhauser Nachrichten

„Wer bestimmt das Weltgeschehen, trägt die gesellschaftliche Verantwortung? Die Politik oder die Wirtschaft? Der Abend gibt darauf keine Antwort. Das finale Hockeyspiel der Experten in der Arena – die Zuschauer können mit der Flagge oder mit dem Firmenlogo in ihren Unterlagen Farbe bekennen – zeitigt zumindest keinen klaren Sieger. Amüsant und witzig ist der Abend mit seinen Geschichten alleweil, auch wenn der Erkenntnisgewinn nicht allzu gross ist. Das Premierenpublikum bedankte sich mit warmem Applaus.“ seniorweb.ch

„Die Zuschauer erleben diese Spannung zwischen Politik und Wirtschaft, indem sie nicht nur einen CEO verkörpern, sondern auch die Flagge eines UNO-Mitgliedlandes in ihren Unterlagen haben. Im Schlusshockeyspiel dieses bunten und mitunter witzigen Abends können sie Farbe bekennen: Wer hält seine Firma hoch, wer seinen Staat?“ sda

„Die Akteure sind, wie oft bei Rimini Protokoll, Theaterlaien, aber WEF-Profis. Da ist die strahlende Sofia Sharkova, 31 Jahre alt, erfolgreiche Unternehmerin und Vorsitzende der „Global Shapers“, quasi der Nachwuchsorganisation des WEF, die Frauen in Führungspositionen bringen will. Oder der ehemalige Bürgermeister von Davos, Hans Peter Michel als Anekdotenbeauftragter. Oder der Soziologe Ganga Jey Aratnam, der am Beispiel des Rohstoffkonzerns Glencore aufzeigt, wie der Kupferabbau in Sambia Menschenleben gefährdet. Und Otto Brändli hat als Lungenarzt im Luftkurort Davos praktiziert und warnt nun vor dem weltweiten Wiederaufflammen der Tuberkulose, an der 1,8 Millionen Menschen im Jahr 2016 starben. Mit Cécile Molinier tritt er als das soziale Gewissen der Crew auf. Molinier war als Mitarbeiterin des UN-Entwicklungsprogramms federführend beim Anwerben von Konzernkooperationen.“ Süddeutsche Zeitung

„Im Verlauf des Abends reihen die Experten Fakten zur Konstellation des WEF aneinander, wie die ungleiche Genderverteilung mit einem Frauenanteil von zwölf Prozent. Die zu Teilnehmern gemachten Zuschauer werden zum Beweis gebraucht: Sie halten ihre Mappen mit ihren Identitäten hoch und illustrieren die Zahlen wie in einer offenen Abstimmung. Ein Schnellzug durch die Geschichte des WEF folgt. Stets ging es neben Diskussionen um Menschenrechte auch um Networking, Geschäftemacherei und Politik. In Rollenspielen mit Papiermasken spielen die Experten echte Szenen nach. Beispielsweise als Arafat und Peres sich am WEF 1994 die Hände schüttelten – dazu erscheint das entsprechende Beweisfoto an der Wand.“ Sarganserländer

„Es sind keine moralisierende, sondern sachlich dargelegte Geschichten, die man zu hören bekommt, Geschichten aber, die hartnäckig danach fragen, was denn höher zu werten, was denn mächtiger sei: wirtschaftliche oder politische Interessen. Am WEF selber gehen Politik und Wirtschaft Hand in Hand. An welcher Überheblichkeit seine Elite leidet, zeigt sich am Gründer und Präsidenten Klaus Schwab. In Anspielung auf die Geschichte der Gemeinde Davos bezeichnet er sein WEF in einem Filmausschnitt als Sanatorium, wo nach den Tuberkulosekranken nun die Welt von ihren Gebrechen geheilt werden kann.“ Bündner Tagblatt

„Cécile Molinier arbeitet seit 35 Jahren für die UNO, davon 20 Jahre für das Entwicklungshilfeprogramm UNDP. Die resolute, aber freundliche Französin zeigt den anderen Weg: Nicht Treffen der grossen Mächtigen, die ihre Geschäfte hinter geschlossenen Türen abwickeln und mit zwölf Prozent Frauen und sechs Afrika-Vertretern so gar nicht die Welt repräsentieren. Dafür multinationale Bewegungen wie die UNO, die sich im Schneckentempo durch die Mühen der Ebene bewegen. Werden es die Staaten richten oder die Konzerne? Das Publikum ist deutlich auf Seiten der Staaten. Das finale Hockeyspiel, Lokalsport in Davos, das die Experten austragen, scheint ebenfalls für die Staaten auszugehen. Aber klar ist auch das nicht.“ Nachtkritik.de

„Bühnenbildner Dominic Huber hat tolle Arbeit geleistet. Die Landeanflüge, das Gewusel in der Kongresshalle, die Hotels, Schnappschüsse von Politikern von Nelson Mandela bis Xi Jinping, Statistiken: Alles wird aufs Rundpanorama gebeamt (Video: Mikko Gaestel). Rimini Protokoll – inszeniert haben Helgard Haug und Stefan Kaegi – präsentiert eine Unmenge Material und lässt die Experten nicht bloss die persönliche Story schildern, sondern die globalen Verwerfungen.“ Tages-Anzeiger

„Die Kulisse in der Box des Schiffbaus ist eindrücklich: Um eine ovale Arena sitzt das Publikum. Hinter seinem Rücken erheben sich Berge vor einem wolkenlosen Himmel, vor dem die Experten WEF- Geschichten seit dem Gründungsjahr 1971 erzählen.“ Bieler Tagblatt

„Das Dokumentartheater-Kollektiv Rimini Protokoll untersucht in der Schiffbaubox den „Weltzustand Davos“ – ein regelrechtes Lexikon über das World Economic Forum.“ Der Bund

Mit Hans Peter Michel, Ganga Jey Aratnam, Sofia Sharkova, Cécile Molinier, Otto Brändli
Regie
Rimini Protokoll (Haug, Kaegi)
Bühne
Dominic Huber
Musik
Tomek Kolczynski
Video
Mikko Gaestel
Licht
Markus Keusch
Dramaturgie
Karolin Trachte, Imanuel Schipper
Regieassistenz
Marco Milling
Bühnenbildassistenz
Sandra Antille
Kostümassistenz
Sabrina Bosshard
Regiehospitanz
Alexandra Wittmer, Lisa Homburger
Dramaturgiehospitanz
Vera Maria Vanoni
Bühnenbildhospitanz
Ayesha Schell
Inspizienz
Michael Durrer, Ralf Fuhrmann

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