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Der zerbrochne Krug

Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist
Pfauen
Premiere am 21. Oktober 2017
Unterstützt von der Hans Imholz Stiftung
 

Der Krug der Marthe Rull ist zerbrochen. Nachdem das wertvolle Stück ein Zeitalter von Brand und Zerstörung überstanden hatte, ging er ausgerechnet im Zimmer der Tochter Eve zu Bruch. Unter Verdacht steht Eves Verlobter Ruprecht, den Marthe vor dem Gericht in Huisum verklagt. Doch Ruprecht erlebte am Tatort ganz anderes: Er habe Eve mit einem unerkannten Fremden, der sogleich die Flucht ergriff, bei einer nächtlichen Liaison erwischt. Huisums Dorfrichter Adam hat den Fall aufzuklären. Dieser rückt zunehmend selbst ins Licht des Verdachts. Er verstrickt sich immer mehr in Behauptungen und Lügen und hält somit wie König Ödipus über sich selbst Gericht. Zum Schluss wissen Kläger wie Angeklagte, dass es Adam war, den Ruprecht in die Flucht trieb. Er schlich aus Zuneigung nachts zu Eve ins Zimmer und wollte sie erpressen. Doch ob am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft sind, bleibt in diesem tragischen wie komischen Lustspiel zweifelhaft. In Kleists Gerichtssaal gleicht die Welt der Wahrheitssuchenden viel mehr dem Scherbenhaufen der Marthe Rull.

„Barbara Frey inszeniert Kleists „Der zerbrochne Krug“ am Pfauen mit einer unerbittlichen Strenge – und einem unübertrefflichen Ensemble“ Tages-Anzeiger

„Frey hat ihr wie so oft statisches, strenges Spiel ganz in die Hände eines starken Ensembles gelegt. Friederike Wagner ist als Frau Marthe derart biestig, dass sie glaubhaft behauptet, ihr wüchsen die Haare nicht nur auf dem Kopf und auf den Zähnen. Man sieht, wie ihr zehn Arme wachsen, wenn sie sich gegen einen nächtlichen Eindringling auf dem Weg in die Kammer ihres Kindes verteidigen soll. Hans Kremer ist ein beherrscht skeptischer Gerichtsrat, der Kleists Verse spricht, wie Öl fliesst. Und natürlich Markus Scheumann, es war an der Zeit, dass er einen eigenen Abend erhellt. Scheumanns Körper leistete mindestens so viel Überzeugendes wie seine Stimme. Er ist ein Winseln und Drohen in einem, er ist Opfer und Täter, und untrennbar verbindet sich in seiner Person Elend mit Abgefeimtheit. Das Gefährliche dabei: Man wird ihn moralisch nicht verurteilen können, denn er stellt seine Menschlichkeit ungeschützt zur Schau. Scheumann macht damit den Bösen zum unangreifbar Überlegenen und zum geborenen Verbrecher. Was Barbara Frey zweitens nicht hoch genug anzurechnen ist: Mit der ihr eigenen Konsequenz ignoriert sie die Tagesaktualität des Dorfmonsters Adam. In ihm den Sündenfall, den Justizfall Weinstein zu erkennen, ist ein Leichtes. Doch in Zürich bleiben Anspielungen aus, denn, und das zeigt sich im Schlussbild, Frey will das grosse Ganze.“ NZZ

„Regisseurin Barbara Frey erarbeitet – was immer wieder ihre Stärke ist – mit den Schauspielerinnen und -spielern die feinen Fäden des Textes äusserst sorgfältig heraus. Sie treibt jeden und jede ihres Ensembles zum variationsreichen, differenzierten Spiel: Rhythmus, Mimik, Gestik – da stimmt alles.“ sda

„Regisseurin Barbara Frey benötigt keine plakativen Aktualisierungen für diese Bezüge. Indem sie auf Kleists Text vertraut, enthüllt sie in ihm das ganze Drama unserer Gegenwart.“ Südkurier

„Schauspielerisch wird von allen Beteiligten Theater auf höchstem Niveau geboten. Den Gipfel bietet aber schon Markus Scheumann: Das ist darstellerische Flexibilität der Extraklasse. Was der für Blicke in die Nähe, in die Ferne und gen Himmel schleudert, wie er gestikuliert und wieder in sich zusammenfällt, wie er seinen Tonfall moduliert und wie er spricht – mit rasendem Tempo, dann wieder langsam, leise, nebenbei, dann aggressiv und wieder verdrückt, ja scheu: Das muss man schon gesehen haben. Dem Publikum gefiel das, es applaudierte grosszügig.“ Der Landbote

 „Der zerbrochene Krug wird nie wieder heil, der Rückweg ins Paradies ist versperrt. Im letzten Bild dieses konzentrierten, leisen, nur massvoll komischen Abends liegen alle einsam, nackt und verkrümmt im Halbdunkel ihrer Kammern: Jeder für sich hat den Hals im Eisen, alle zusammen sind aufs Rad des Schicksals geflochten.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Und Frey lässt die Sprache aufleuchten, die Pointen, die Scheumann als Buchstaben-Staccato spricht, als Stolpersteine: In der Richterrobe steckt ein Schuldiger, Schwacher, in der Richterrolle ein Starker! Scheumann, oft grossartig, hat den Strauchelnden so genial im Griff, dass man diesen gar nicht mehr spürt, nur atemlos lauscht. Das muss man auch: Sonst verliert man im abstrakten, filigran rhythmisierten Reigen den Tritt, überhört den bösen Witz.“ Tages-Anzeiger

„Die dichte, eher leise und zurückhaltende Inszenierung Freys prägen grossartige schauspielerische Leistungen. Das gilt vorab für Markus Scheumann, der die Parade-Rolle als alter, längst aus dem Unschuldsparadies vertriebener Dorfrichter Adam wahrlich dämonisch spielt. Schlangengleich windet er sich als entblösster Verhandlungsführer von Lüge zu Lüge, bis das Lügengeflecht in sich zusammenbricht und zum Schluss nur die nackte Flucht bleibt. Hans Kremer gibt einen verhaltenen und eher zögerlichen Gerichtsrat Walter, der mehr an der Gesichtswahrung als an der Wahrheitsfindung interessiert ist. Laut empört spielt Friederike Wagner die über ihren zerstörten Krug lamentierende Witwe Marthe Rull, während Lisa Katrina Meyer die anrührend seelische Not leidende Tochter Eve überzeugend zurückhaltend gibt.“ seniorweb.ch

Mit Hans Kremer, Markus Scheumann, Michael Tregor, Friederike Wagner, Lisa-Katrina Mayer, Inga Busch, Graham F. Valentine
Regie
Barbara Frey
Bühne
Muriel Gerstner
Kostüme
Esther Geremus, Lejla Ganic
Licht
Rainer Küng
Dramaturgie
Andreas Karlaganis
Regieassistenz
Marco Milling
Bühnenbildassistenz
Marie Hartung
Kostümassistenz
Liv Senn
Prompter
Gabriele Seifert
Inspizienz
Aleksandar Sascha Dinevski

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