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Peer Gynt

von Henrik Ibsen

Schiffbau/Box

Zürcher Premiere am 20. September 2013

Neueinstudierung einer Produktion des Schauspiel Frankfurt


Peer Gynt träumt lieber, als sich der Realität zu stellen und zu arbeiten. Nachdem er die Braut eines anderen verführt hat, flüchtet er in die Berge. Dort beginnt seine Reise durch die Weltgeschichte auf der Suche nach sich selbst. Henrik Ibsens dramatisches Gedicht ist eine überbordende Mischung aus Märchen, Abenteuerroman und Charaktertragödie. Mit „Peer Gynt“, auch der „nordische Faust“ genannt, schuf er das Drama einer durch Egoismus und Selbstbetrug verfehlten Selbstverwirklichung. Die Inszenierung von Antú Romero Nunes ist eine Neueinstudierung einer Produktion des Schauspiel Frankfurt, wo sie 2010 Premiere hatte.

„Ganz einfach stellt Antú Romero Nunes, der eine Hoffnung des deutschen Regietheaters ist, die Bühne auf den Kopf. Leuchtstoffröhren werden am Boden ausgelegt, um die Trollwelt, in die Peer Gynt gerät, zu markieren. Überhaupt: Auf diesem Gelände kann alles passieren. Das Theater zeigt in dieser Vorstellung, was es eben kann, nämlich: Geschichten erzählen, die uns mit auf eine Reise nehmen über die Berge bis ans Meer. Alles ist Spiel. Und doch ist der Lauf der Geschichte nicht zu ändern.“ Der Landbote


„Zwischen kahlen Wänden, Kleiderkisten und den kalten Armen von Mikrofonständern, im Theatergerippe also, werfen sich die Schauspieler mit solch heissblütiger Verve in ihre Rollen hinein, als seien sie alle der sich selbst betrügende Lügenschmied Peer.“ Tages-Anzeiger


„Peer Gynt, von Kahnwald mit Charisma als spleeniger Phantast verkörpert, verwandelt die kahle, nur mit Scheinwerfern, Mikrofonen und Neonröhren ausgestattete Bühne (Florian Lösche) zum schillernden Schauplatz seiner (imaginären) Abenteuer. Im Dorf wird er als Lügenbold verlacht. Ernst allerdings wird es, als der Bursche eine fremde Braut in die Berge entführt, und gefährlich, als er sich kurz darauf mit der Tochter des Trollkönigs einlässt. Dabei gehört sein Herz doch eigentlich der braven Bauerntochter Solveig, in deren Arme er schliesslich als alter Sünder zurückkehren wird. Mit vollen Segeln, alle umständlichen Textklippen umschiffend, wird Gynts Verwirrspiel aus Wahrheit, Wahn und Fiktion der ersten drei Akte durchmessen.“ NZZ


„Eine fantastische Vorstellung.“ Zürichsee-Zeitung


„Regisseur Antú Romero Nunes verdichtet im Zürcher Schiffbau Ibsens „Peer Gynt“ zu einem „armen Theater“, das vor originellen Ideen sprudelt – und mit seinem Schauspielertrio brilliert.“ St. Galler Tagblatt


„Wie beispielsweise Jörissen als Solveig hoch oben barfuss auf einer Kiste ausharrt und ihr verzweifeltes „Ich warte, ich warte“ in eine elektronisch aufgerüstete Endlosschleife schickt, um dann, bruchlos, Mutters Puschen überzuziehen und Mutters Plüschherz aufgehen und überfliessen zu lassen, als der verlorene Sohn heimkommt: Das ist einfach toll. Wenn Kahnwald wiederum seinen Gynt ganz gemäss der Fassung von Christian Morgenstern definiert („Ich bin, das ist die Wahrheit, nackt, / Ein einfacher Autodidakt“), dann zieht er dazu die Unterwäsche aus, in die Judith Hepting den ewigen Rollenspieler gepackt hat. Und was jetzt beginnt, ist, von seiner Anlage her, die komischste und klügste Fassung des (oft radikal gestrichenen) vierten „Peer Gynt“-Aktes seit langem. Der Taugenichts, der auszog, um ein Kaiser zu werden, marschiert mit des Kaisers neuen Kleidern von der Bühne und, von der Livecam begleitet, in die Welt hinaus, ins Foyer, ins Les Halles, ins Helsinki ... Irgendwann wird aus der Livecam-Passage erwartungsgemäss ein Film, und der Träumer, der einst fast wider Willen die Nachbarstochter entehrte und die Trollprinzessin schwängerte, fliegt in der Morgenröte vom Prime Tower und landet in den Katakomben des Schiffbaus. Peer ist virtuell durchweg hüllenlos unterwegs – bis die Action schliesslich wieder auf die Bühne zurückkehrt und er als Kaiser seine Blösse mit dem purpurfarbenen Bühnenvorhang bedeckt: Das ist ein semiotischer Wirbel, ein dekonstruktiver Spass aus Zeichen, Bezeichnetem und Maskiertem, über den man elend lang nachdenken könnte.“ Tages-Anzeiger


„Lustvoll flitzt, wuselt und tobt Nils Kahnwald als Peer über die Bühne. Er gibt den manischen Aufschneider durchaus charmant. Henrike Johanna Jörissen wechselt virtuos sekundenschnell zwischen Peers Mutter Aase, der Trollprinzessin und der fast überirdisch treuen Solveig. Michael Goldberg, in Haltung und tiefer Stimme Fels im Getriebe, mimt eine Mischgestalt aus Moderator und Mephisto. Ein toll eingespieltes Trio, das bereits 2010 in der Uraufführung am Schauspiel Frankfurt brillierte. Starker Beifall an der Premiere.“ St. Galler Tagblatt


„Die knappen zwei Stunden hinterlassen einen angenehm aufgekratzt, gepaart mit dem Gefühl, da habe uns jemand für einen Augenblick den Boden unter den Füssen weggezogen, uns nachgerade verführt und dabei durchgehend gewirkt, als wäre das die leichteste Übung überhaupt.“ P.S.

Mit Henrike Johanna Jörissen, Nils Kahnwald, Michael Goldberg, Oscar Ojeda, José Sandeval, Sarah Schütz, Diana Tran, Ly Vuong, Noah Samoa, Alejandra Cardona, Roland Regner
Regie
Antú Romero Nunes
Bühne
Florian  Lösche
Kostüme
Judith  Hepting
Musik
Johannes Hofmann
Licht
Johannes Richter
Video
Sebastian Pircher (impulskontrolle)
Regieassistenz
Sophia Bodamer
Souffleuse
Gabriele Seifert
Inspizienz
Dagmar Renfer
Dramaturgie
Sibylle Baschung
Dramaturgie Neueinstudierung
Julia Reichert

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