Es ist in der Politik keine Seltenheit, eine klare Haltung eher als modisches Accessoire zu betrachten. Denn fehlendes Rückgrat kann der Karriere helfen. Dabei so schamlos zu agieren, wie es gerade US-amerikanische Politiker tun, ist gleichwohl eine Besonderheit – die widerwillig fasziniert!
2015/16. Im republikanischen Vorwahlkampf steht Ted Cruz an einer Tankstelle, ein Scheideweg der konservativen Werte. Ein Unsympath, der sich mitten im Abgesang des konservativen amerikanischen Mannes wiederfindet, den Ronald Reagan einst zur Welt brachte. Der Abschied ist laut, traurig, wütend, austeilend, er ist eine Warnung vor dem, was folgen wird. Hauptsache Ted bleibt sich treu! Oder?
Der Autor und Intellektuelle Lukas Bärfuss schreibt für seinen Freund und Schauspieler Michael Neuenschwander ein Solo über Wendehälse. Uraufgeführt am Schauspielhaus Zürich wird es von Regisseur Wojtek Klemm, der das Theater als politischen Ort begreift. Wojtek Klemm ist in Polen geboren, in Deutschland aufgewachsen und lebt in der Schweiz.
Wer ist Ted Cruz?
Ted Cruz ist seit 2013 Senator für Texas. Zu internationaler Bekanntheit gelangte er 2016 als Präsidentschaftskandidat bei den amerikanischen Vorwahlen. Nach seiner Niederlage gegen Donald Trump verweigerte er zunächst die Unterstützung für Trump und rief beim Parteitag dazu auf, «nach dem Gewissen» (und damit implizit-explizit nicht Trump) zu wählen. Später wurde er jedoch einer seiner Verbündeten und stellte sich 2020 an dessen Seite, um die Wahl von Joe Biden anzufechten. Cruz vertritt rechtskonservative Positionen, beeinflusst durch seine religiösen Überzeugungen: Er leugnet den Klimawandel, befürwortet eine harte Abschiebepolitik, setzt sich für Steuersenkungen für Reiche ein und unterstützt die «Pro-Life»-Bewegung.