Über diesen Abend

Rebecca – draufgängerischer Filmstar und drogenaffine Diva über fünfzig, die mit ihrem Alter und vielleicht auch deswegen mit ihrem Beruf hadert.

Oscar – ein paar Jahre jünger und seit seinen Teenagerjahren Rebeccas grösster Fan, Schriftsteller und mitten in einem #MeToo-Skandal, dessen mediale Auswirkungen seinen neu erschienenen Roman überschatten.

Zoé – ehemalige Pressereferentin in Oscars Verlag, um die dreissig und inzwischen feministische Social-Media-Aktivistin, die zehn Jahre nach Oscars sexuellen Übergriffen und ihrer (!) darauffolgenden Entlassung den #MeToo-Skandal lostritt.

In Virginie Despentes’ Briefroman Liebes Arschloch treffen drei höchst verschiedene Figuren aufeinander. Sie verhandeln alten und neuen Feminismus, Sucht und Entzug, #MeToo und Cancel Culture, Klasse und Identität. Schillerndes Material für die politische Regisseurin Yana Ross, die diesen Schlagabtausch zusammen mit den Schauspieler*innen Karin Pfammatter und Matthias Neukirch sowie mit der Musikerin Magda Drozd zur Uraufführung auf die Pfauenbühne bringt.

Inszenierung
Yana Ross
Live-Musik
Magda Drozd
Kostümbild
Zane Pihlström
Musik
Magda Drozd
Licht
Frank Bittermann
Dramaturgie
Katinka Deecke
Alle Beteiligten anzeigen
Audience Development
Silvan Gisler / Tali Furrer
Touring & International Relations
Sonja Hildebrandt
Künstlerische Vermittlung T&S
Manuela Runge
Produktionsassistenz
Samuel Petit
Bühnenbildassistenz
Eva Lillian Wagner
Kostümbildassistenz
Sara Bosshard
Produktionshospitanz
Philipp  Stevens
Kostümbildhospitanz
Lisa-Maria Liner
Inspizienz
Michael Durrer
Soufflage
Katja Weppler
Übertitel Einrichtung
Raman Khalaf (Panthea)
Übertitel Übersetzung
Anna Galt
Weniger Beteiligte anzeigen

Virginie Despentes wird von Intertalent Paris vertreten. Die Aufführungsrechte der Übersetzung liegen beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg.

Der Roman Liebes Arschloch von Virginie Despentes, aus dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis, ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Zu dieser Inszenierung

Damit ein Theaterabend sich mit Bedeutung auflädt, muss einiges zusammenkommen. Bedeutung ist nicht einfach da, sondern ist Arbeit, braucht Gestaltung, Zuwendung und Engagement. Und doch bleibt immer auch einiges den Umständen überlassen, auf die Theatermenschen stets hoffen und angewiesen sind. Liebes Arschloch, die von Yana Ross inszenierte Uraufführung des Romans der französischen Autorin Virginie Despentes, versammelt beides. Eine ungewöhnlich hohe Dichte an Ereignissen und Zuwendung trägt dazu bei, dass Bedeutung möglich wird und ein lebendiger Puls zu schlagen beginnt.

Zunächst liegt das an der einfachen Bereitschaft der Menschen, die diesen Theaterabend verantworten, sich in das gemeinsame Unterfangen hineinzubegeben, sich aufeinander und auf einen Stoff einzulassen. Diese Bereitschaft mag als selbstverständlich betrachtet werden, und doch passiert es eben auch ganz leicht, dass Menschen sich verschliessen, dass Angst sich einschleicht oder ein mächtiges Geltungsbedürfnis den Raum dominiert. Die Bereitschaft, sich einzulassen, ist aber die unbedingte Voraussetzung, dass überhaupt etwas entstehen kann, was über das Alltägliche und Gewohnte hinausgeht. Noch so viel Zeit und Geld können investiert werden – wenn die verantwortlichen Menschen sich nicht öffnen, sich nicht verletzlich machen, sich nicht aufs Teilen einlassen, bleibt nur zu hoffen, dass die mühseligen Stunden des gemeinsamen Arbeitens schnell vorbeigehen und das Ergebnis der Arbeit unhinterfragt durchgewunken wird. Für Liebes Arschloch haben die Beteiligten sich mit Haut und Haar hineinbegeben, sich zur Verfügung gestellt, sich geöffnet, verletzlich gemacht und sich mit Leidenschaft und Sorgfalt eingelassen auf die Frage nach einem Morgen jenseits des Schmerzes, jenseits der patriarchalen Gewalt. In allererster Linie waren es die beiden Schauspieler*innen Karin Pfammatter und Matthias Neukirch sowie die Musikerin Magda Drozd, die Versagensangst und Eitelkeit aussen vor gelassen haben, um sich mit der eigenen Hoffnung, den eigenen Erfahrungen, den eigenen Wunden auf die Sprache und die Figuren von Virginie Despentes einzulassen.

Neben dem Mut der Spieler*innen haben sich für diese Inszenierung auch andere, äussere Umstände gefügt, die weniger leicht zu beeinflussen sind, den Prozess und das Ergebnis aber wesentlich bestimmen. Es beginnt mit der Entscheidung Virginie Despentes‘ und ihres Verlages, dem Schauspielhaus Zürich die Rechte an der Uraufführung des Romans zu überlassen. Ein #MeToo-Roman geschrieben von der queerfeministischen, lustigen und radikal komplexen Autorin von Baise-moi und King Kong Theorie versprach einen Theaterstoff am Puls der Zeit und auf der Höhe des Diskurses, mit lebendigen Figuren und wirkungsvoller Sprache – Ehre und Herausforderung gleichermassen, den Figuren auf einer Bühne zum ersten Mal zum Leben zu verhelfen.

Ein guter Text aber macht noch keinen gelungenen Theaterabend. Die treibende und alles zusammenhaltende Kraft im Theater ist die Regie. Zeitgleich zu den Bemühungen des Schauspielhauses um die Uraufführungsrechte an Liebes Arschloch las die Regisseurin Yana Ross das Buch und wusste sofort: Das will ich machen! (sehen sie im Video weiter unten in diesem Programmheft ein Interview mit Yana Ross über ihr Verhältnis zu dem Stoff) Mit Virginie Despentes und Yana Ross treffen nicht nur zwei Künstlerinnen aufeinander, sondern auch zwei erfahrene Aktivistinnen. Yana Ross kehrt als ehemalige Hausregisseurin nach einer Spielzeit Pause ans Schauspielhaus zurück, um ihren endgültigen Abschied von Zürich zu nehmen. Yana Ross und Zürich hatten von Anfang an ein ambivalentes Verhältnis. Einerseits konnte Yana Ross am Schauspielhaus unter hervorragenden Bedingungen Theater machen, konnte Verbindungen zu aussergewöhnlichen Menschen in der Stadt aufbauen und mit kraftvollen theatralen Setzungen Einfluss auf den Diskurs nehmen. Andererseits hat Zürich durchaus irritiert auf Yana Ross‘ Anspruch reagiert, das Theater als einen kompromisslos politischen Ort zu betrachten, an dem eine Gesellschaft sich reiben und aktiv mit den eigenen blinden Flecken und verdrängten Vorurteilen auseinandersetzen muss. Für das Ruhe liebende, diplomatische Zürich war die Direktheit und Klarheit von Yana Ross‘ politischer Kunst nicht immer leicht zu akzeptieren. Nun kommt sie noch einmal zurück, um ihren Anspruch an ein radikal politisches Theater zu bekräftigen und noch einmal ihre Erwartung an die Stadt zu formulieren. Genau dort hinzugucken, wo es unbequem ist und wehtut.

Denn Liebes Arschloch passt nach Zürich. Auch in Zürich gibt es ein mächtiges Patriarchat, gibt es viele selbstsichere Männer, die sich alles erlauben, und gibt es gleichzeitig einen gesellschaftlichen Konsens, den Ball flach zu halten und nicht so genau hinzugucken, wenn wieder mal ein grober Mann Grenzen überschreitet. Trotz pittoresker Schönheit und heiterer Langeweile ist auch Zürich ein raues Pflaster, wo Geld, Macht und Männlichkeit besondere Rechte geniessen und die laute Anklage dieser Privilegien nicht gerne gesehen wird. Diese Männer, und es gibt viele von ihnen – sind «gefährlich». Das schreibt die Publizistin Miriam Suter in diesem Programmheft über ihre Erfahrungen im Schweizer Journalismus. Erst kürzlich, im Herbst 2023, ergriff sie mit einigen anderen Frauen das Wort, als mit #MediaToo ein spezifischer Machtmissbrauch in der Schweiz öffentlich wurde. Auch Drogensucht bzw. substanzgebundene Abhängigkeit, die die Protagonist*innen des Romans in ihren eisernen Klauen hält, begleitet die Zürcher*innen durch den Alltag, sei es in Form von Alkohol oder Kokain, Essstörung oder psychedelischem Microdosing. Es gibt «sehr viel mehr Menschen, die konsumieren, als man zuerst denkt» sagt Dr. Thomas Lüddeckens, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Klinik im Hasel vor den Toren Zürichs, der in diesem Programmheft von den psychischen und gesellschaftlichen Strukturen spricht, die Abhängigkeit verursachen und andauern lassen.

Und trotzdem, trotz der Härte, trotz der Ehrlichkeit, hat Virginie Despentes mit Liebes Arschloch auch einen versöhnlichen Roman geschrieben. All ihren drei Figuren bringt sie eine aufrichtige Zuneigung entgegen: Rebecca, der alternden Filmdiva mit Hang zu draufgängerischen Männern und harten Drogen; Oscar, dem über einen #MeToo-Skandal gestolperten Erfolgsautor, der so grosse Angst vor seiner Tochter hat, dass er den Kontakt zu ihr vermeidet; und Zoé, der jungen Frau, die nach der massiven Belästigung durch Oscar schliesslich an Selbstbewusstsein gewinnt und zur starken feministischen Stimme in den Sozialen Medien wird. Virginie Despentes hat Verständnis für alle drei Figuren, für ihre Eitelkeiten und Ängste, und beschreibt mitfühlend, wie die ihnen zugefügten Verletzungen zu Verpanzerung und Zynismus führen. Virginie Despentes geht es um Verständigung und doch nimmt sie die Täter nicht in Schutz. Sie konfrontiert sie mit ihrer Verantwortung, klagt sie an, und streckt dann doch die Hand aus im Wissen darum, dass es nicht einfach ist, ein Mensch zu sein inmitten einer patriarchalen Welt. Aber dieses Hand-Ausstrecken bleibt schwer. Es ist schwer, Verständnis aufzubringen für die Täter, schwer, sich der Komplexität der Verhältnisse zu stellen und vielen gelingt das nicht bzw. viele wollen nicht, dass es gelingt. Zusammen mit Virginie Despentes unternehmen Yana Ross, Matthias Neukirch und Karin Pfammatter einen Verständigungsversuch, der vielleicht auch deswegen möglich ist, weil alle vier derselben Generation angehören; einer mittleren Generation, die heute mal mehr, mal weniger abfällig als Boomer bezeichnet wird. Sie werfen einen spezifischen Blick auf das Patriarchat, vielleicht einen versöhnlichen, vielleicht einen veralteten, vielleicht einen verheissungsvollen. Weiter unten finden Sie ein Interview mit zwei Angehörigen jener Generation, die häufig als Gegenbild der Boomer aufgebaut wird, mit zwei sehr jungen Menschen der GenZ, die als Angehörige des Theaterjahrs in den Bereichen Regie und Kostüm bei den Proben zu Liebes Arschloch hospitiert haben und einen eigenen, optimistischen Blick auf #MeToo und die Bekämpfung des Patriarchats werfen: Lisa-Maria Liner und Philipp Stevens.

Schliesslich hat noch ein ganz äusserlicher Umstand dazu beigetragen, dieser Inszenierung eine besondere Aura zu verleihen. Just am Tag der Uraufführung, am 25. November, findet der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Liebes Arschloch in der Regie von Yana Ross reiht sich damit in eine von den Vereinten Nationen initiierte globale Anstrengung gegen das Patriarchat ein. Die Farbe dieses Tages, die Farbe des 25. November und eben auch die Farbe dieser Inszenierung ist Orange. Nicht nur Rebecca und Oscar auf der Bühne des Schauspielhaus Zürich sind in Orange gekleidet, sondern die ganze Welt ist aufgerufen, am 25. November Orange zu tragen. Diese bedeutungsvolle Koinzidenz, die Aufladung der ästhetischen Vision des Kostümbildners Zane Pihlstrom (eine Bildserie der Kostüme und ihrer Inspirationen finden Sie weiter unten) mit dem politischen Willen einer globalen Emanzipationsbewegung, wollen wir als ein ermutigendes Zeichen für die Wirksamkeit des gemeinsamen Kampfes betrachten. Die kontinuierliche Demontage patriarchaler Strukturen, die stetige Abwehr patriarchalen Verhaltens ist kein Nischenthema. Menschen und Organisationen auf der ganzen Welt haben sich diesem Kampf verschrieben und die Uraufführung von Liebes Arschloch am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ist Teil davon. Fight Like a Girl! KD

PS: Sollten Sie diese Inszenierung nicht am 25. November sehen: Vor einigen Jahren haben die UN kurzerhand den 25. Tag eines jeden Monats zum «Orange Day» deklariert und somit den Kampf gegen die Gewalt an Frauen zu einem das Jahr durchziehenden Kontinuum gemacht. Orange kann an jedem Tag des Jahres ein Zeichen sein.

Video Interviews

Mit der Regisseurin Yana Ross sprechen Lisa-Maria Liner (Kostümhospitantin und Theaterjahr) und Philipp Stevens (Produktionshospitant und Theaterjahr).

Lisa-Maria Liner (Kostümhospitantin und Theaterjahr) und Philipp Stevens (Produktionshospitant und Theaterjahr), die als Angehörige einer jungen Generation an der Uraufführungsinszenierung von Liebes Arschloch beteiligt waren und qua Alter ein anderes Verhältnis zu #MeToo und Sucht haben als die künstlerisch Verantwortlichen der Inszenierung über Despentes’ Roman, Drogen und ihre Wünsche an die Älteren.

Schreiend laute Stille

Die Publizistin Miriam Suter über das Schweizer #MediaToo

Im Oktober 2023 trennte sich das Onlinemagazin Republik von einem seiner erfolgreichsten, prestigeträchtigsten Reportern, nachdem mehrere Frauen anonym in einem SRF-Artikel von Übergriffen durch den Mann erzählt haben. Dieser Fall spielt sich also in «meiner» Bubble ab, im Journalismus. Folglich war und bin ich eine von denen, die «das alles schon lange wussten» – ein Satz, den man gerade im Rahmen von #MeToo viel zu oft hört und selber sagt. Dies ist ein Versuch, zu erklären, wie sich solche Geschichten abspielen können und inwiefern wir als Journalist*innen selbst Teil eines Systems sein können, das sexualisierte Übergriffe nicht nur begünstigt, sondern schützt. Und dies teilweise über Jahre hinweg. Als ich mit Anfang Zwanzig in den Journalismus einstieg, waren alle meine Vorbilder Männer. Ich schaute auf zu Autoren aus dem Gonzo-Journalismus (bevor ich wusste, dass der von einer Frau, der Journalistin Nelly Bly, geprägt wurde), zu Schriftstellern aus der Beat Literatur. Ich wollte so schreiben können wie sie, wollte so sein wie sie. Damit einher ging auch ein patriarchal geprägtes Bild von Männlichkeit, das ich als normal empfand: oft rau im Umgangston, rücksichtslos, hartnäckig. Eigenschaften, die einem je nach Thema durchaus auch in journalistischen Recherchen zugute kommen können. Erst gegen Ende meiner Zwanziger habe ich verstanden, wie toxisch diese Vorstellung ist – und leider oft: wie frauenfeindlich. Was ich aber auch lernte: Sich wie ein Gonzo-Dude zu verhalten, wird im Journalismus vielerorts nicht nur goutiert, es wird gefördert und belohnt. Dieses Bild vom «lonely wolf», der nur für seinen Job lebt, für seine Geschichten brennt und eben «durch und durch Journalist ist», wurde nicht nur von alt eingesessenen Reportern aufrechterhalten; es wurde an Preisverleihungen besungen, die Branche stellte diese Männer wortwörtlich Jahr für Jahr auf Bühnen. Lange dachte ich, ich muss so sein – darf nur so sein! – damit ich meinen Platz im Journalismus verdiene. Dazu gehörte natürlich auch, solche Männer um mich herum auszuhalten, ihre Sprüche wegzulachen und auf Frauen herabzuschauen, die das alles gar nicht so lustig fanden. Das ist der so genannte Pick-Me-Effekt: Wenn ich dem als Frau und als Journalistin gefalle (weil in allererster Linie ist man als Frau im Patriarchat ja Frau, erst dann folgt alles andere), dann ist das ein gutes Zeichen. Dann gibt mir und meiner Arbeit das eine gewisse Wertigkeit. Die andern sollen mal nicht so schwierig tun, wobei: Das erhöht meine Chancen, von IHM noch mehr wahrgenommen zu werden. Ich bin anders als die anderen Frauen. Und das ist wichtig, denn er ist DER Topshot der Branche! Der ist genau so einer, wie ich es immer sein wollte! Willkommen im Kopf einer jungen Frau, die im Patriarchat sozialisiert wurde. Ich weiss heute, dass es längst nicht nur mir so ging. Ich lernte also auch, dass ein gewisses Verhalten normalisiert wird: «Der ist halt so», «Bei dem muss man einfach ein bisschen aufpassen». Das ergab für mich durchaus Sinn, genau so habe ich es ja in den Filmen und Büchern über und von meinem früheren Vorbildern gelernt. Wie gefährlich diese Männer für die Frauen in ihrem Leben waren, wurde mir erst viel später bewusst: William S. Burroughs etwa erschoss seine Ehefrau Joan Vollmer bei einem Willhelm-Tell-Spiel, als er mit einer Pistole eigentlich den Apfel auf ihrem Kopf treffen wollte. Burroughs war für seinen starken Gebrauch von Drogen und Alkohol notorisch bekannt. Heute fällt es mir schwer, mein damaliges Ich nachzuvollziehen. Aber wie ein Freund kürzlich treffend fragte: «Aber wusstest du, dass er ein Grüsel ist – oder dachtest du, dass er ein manischer bad boy ist, der das süsse Leben lebt?» Ich denke, Letzteres ist der Fall. Wenn man als Frau und Journalistin also mit diesem Hintergrund in eine Welt hineinwächst, die ihrerseits genau dieses Bild eines Starreporters immer wieder auf einen Thron setzt, verlangt es einem einiges ab, klar zu sehen. Und es braucht viel Mut, sich in einem solchen Klima zu wehren. Meine volle Solidarität gilt deshalb den betroffenen, die ihre Geschichten teilen. Dafür brauchen wir aber zwingend die öffentliche Unterstützung und Solidarität von Männern, gerade von Männern im Journalismus. Und ihre Stille ist bis anhin noch schreiend laut. Solange sich ausschliesslich die Betroffenen äussern, kommen wir nicht weiter. Frauen, die Übergriffe erlebt haben und sich dazu äussern, durchleben im schlimmsten Fall ihre Traumata jedesmal aufs Neue, wenn sie davon erzählen. Aber ohne diese Geschichten glaubt uns niemand. Weil hinter jeder betroffenen Frau mindestens ein Mann steht, der seinem Kollegen den Rücken freihält. Sei dies durch das Herabwerten der Frau, das Herabspielen ihrer Erfahrungen oder gar Schuldzuweisungen in ihre Richtung: Die wollte das ja auch! Wie kann sie es wagen, diese Anschuldigungen zu erheben – sie muss sich sofort entschuldigen! Was mich die letzten Jahre auch gelehrt haben: Betroffene von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt wollen nicht mehr schweigen. Trotz allem. Und im Rahmen einer erneuten Erstarkung der feministischen Bewegung – nicht zuletzt dank der beeindruckenden Mobilisierung rund um den nationalen feministischen Streik im Jahr 2019 – haben Frauen gelernt, dass wir nicht schweigen müssen. Dass wir uns gegenseitig durch den Sturm schiffen können. Es regt sich Widerstand, der auf Langfristigkeit ausgelegt ist, und das gibt mir Hoffnung. Vielleicht bin ich naiv, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns in eine gute Richtung bewegen können. Wenn wir uns alle gegenseitig dabei unterstützen.

Miriam Suter (*1988) ist freie Journalistin und Buchautorin (Hast du Nein gesagt? Vom Umgang mit sexualisierter Gewalt, mit Natalia Widla, Limmat Verlag, 2023). Sie lebt und arbeitet in Zürich und Aarau.

Wider die Stigmatisierung

Ein Gespräch mit Dr. Thomas Lüddeckens, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Klinik Im Hasel, über Drogenkonsum, Konsumkompetenz und substanzgebundene Störungen.

In dem Roman Liebes Arschloch von Virginie Despentes wird ein komplexes Bild von Sucht und Entzug gezeichnet: Rebecca, die Protagonistin, lebt ihr Leben lang als erfolgreiche Schauspielerin mit einer Heroinabhängigkeit. Dies widerspricht dem gesellschaftlich verbreiteten Bild einer Süchtigen. Können Sie sagen, wie lange das Thema Sucht bereits medizinisch behandelt wird und wie es sich über die Zeit verändert hat?

Unsere Klinik, die Klinik Im Hasel, ist auf Sucht spezialisiert und gibt es schon seit fast 50 Jahren. Die Stiftung, zu der die Klinik gehört, gibt es schon fast 110 Jahre. Dementsprechend ist das Thema Sucht und Suchtbehandlung kein neues Thema. Im medizinischen Kontext wird es seit gut 150 Jahren behandelt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es einen langsamen Blickwechsel von «Sucht ist ein Versagen» zu «Sucht ist eine Erkrankung». Und es ist trotz allem noch heute so, dass Sucht eher als Willensschwäche und moralisches Versagen gesehen wird und nicht als das, was es wirklich ist: Eine Erkrankung, die man behandeln muss. Für diese Erkrankung ist die betroffene Person nicht wirklich selbst verantwortlich. Wofür sie aber eine Verantwortung trägt, ist ihre Mitarbeit beim Heilungsprozess.

Können Sie noch näher beschreiben, worum es sich bei Sucht eigentlich handelt?

In dem Buch Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry gibt es eine Passage, die mir besonders gut gefällt. Darin fragt der kleine Prinz den Trinker, warum er trinke. «Um zu vergessen», antwortet der. «Um was zu vergessen?» «Dass ich mich schäme.» Und auf die Frage, warum er sich schäme, bekennt der Trinker: «Weil ich trinke». Was diese Passage gut illustriert, ist das, was viele, viele Patient*innen äussern, vor allem, wenn sie bereits längere Zeit Alkohol konsumieren, nämlich, dass der Grund, warum und wieso sie konsumieren, verschwindet. Die ausgelöste Scham des Trinkens überwiegt. Und warum schämt man sich, wenn man trinkt? Weil Sucht Kontrollverlust ist. Kontrollverlust ist das, was wir nicht wollen. Es möchte zum Beispiel niemand die Kontrolle über seine Blase verlieren. Falls wir diese Kontrolle in der Öffentlichkeit verlieren würden, wäre dies unglaublich beschämend für uns. Sogar die Menschen um uns herum wären beschämt. Nur weil sie sehen, wie sich jemand in die Hose macht. Genau das ist, was Süchtige erleben. Sie erleben einen maximalen Kontrollverlust. Vorhaben wie «Ab morgen trinke ich nicht mehr. Ich konsumiere nichts mehr» oder «Ab morgen wird mein Leben besser. Ich werde mein Leben in den Griff kriegen» funktionieren nicht. Denn wenn der Vorsatz dann gebrochen wird und die Substanz doch konsumiert wird, überwiegt das Gefühl, die Kontrolle doch nicht wiedergewonnen zu haben. Ein Kreislauf der Scham entsteht.

Was sagen Sie zu der Stigmatisierung von Sucht?

In der Medizin gibt es gewisse Fachbereiche, die mehr oder weniger stigmatisiert sind. Orthopädie zum Beispiel ist relativ wenig stigmatisiert. Psychiatrie ist im Allgemeinen wesentlich deutlicher stigmatisiert. Innerhalb der Psychiatrie gibt es den mehr oder weniger gesellschaftsfähigen Begriff «Burnout», welcher schon ein bisschen mehr entstigmatisiert ist. Bei Sucht ist das mit der Entstigmatisierung noch nicht gelungen. Süchtige sind immer noch eher am Rand, vor allem, wenn es um den Konsum von illegalen Substanzen geht. Wir sagen heute übrigens eigentlich auch nicht mehr Sucht, sondern Substanzgebundene Störung. Eine Sucht beginnt nicht ab einem gewissen Punkt, sondern eher ab einem gewissen Kontinuum: von normalem Konsum (denn konsumieren tun wir alle!), hin zu einem problematischen Konsum, also einem Konsum, der nicht gesund ist und Probleme in manchen Lebensbereichen macht, bis hin zu einem abhängigen Konsum. Letzterer hat zwei Hauptkriterien: Der zwanghafte wiederholte Konsum und der daraus folgende psychische oder physische Schaden.

Im Roman Liebes Arschloch spielt auch der Covid-Lockdown eine Nebenrolle. Was würden Sie sagen, hat sich in dieser schwierigen Zeit in Ihrem Fachbereich geändert?

Schon vor Corona gab es einen massiven Anstieg der Diagnosen, im Vergleich zu meinem beruflichen Anfang vor 30 Jahren. Während Covid stiegen diese jedoch nochmals massiv an. Vor allem darunter gelitten haben die Jugendlichen. Die über 60-Jährigen haben im Vergleich dazu kaum darunter gelitten. Dieser Anstieg gilt für alle Art von psychischen Störungen. Drei bis fünf Prozent der Erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz trinken die Hälfte des gesamten Alkohols in der Schweiz. Diese Gruppe bleibt stets gleich gross. Hingegen nimmt die wenig konsumierende Bevölkerung ab. Nehmen wir ein Geschäftsessen als Beispiel, fällt auf, dass Alkoholkonsum als Norm in den letzten Jahren abnahm.

Denken Sie, dass man alle Substanzen verbieten sollte?

Nein, auf keinen Fall. Rausch, Ekstase und Entgrenzung ist eine ganz wichtige Erfahrung für den Menschen. Dadurch unterscheiden wir uns von vielen anderen Wesen. In gewissem Sinne gehört es einfach zu uns. Es ist nicht die Frage: «Sucht Ja oder Nein», sondern eher: «Wie gehen wir mit den Suchtmitteln um?». Wichtig für jeden Menschen ist ein gesteuerter und kontrollierter Konsum, die so genannte Konsumkompetenz. Mit wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Embryos drogenabhängiger Mütter, die während der Schwangerschaft Opiate konsumieren) wird niemand süchtig geboren. Sucht ist ein Zwang, der durch viele verschiedene Faktoren entstehen kann. Konsumkompetenz ist ein gesteuerter und kontrollierter Umgang damit. Man könnte folgende Frage stellen: «Müssen oder wollen Sie ihr Glas Wein zum Abendessen trinken?»

Oscar und Rebecca, die beiden Protagonist*innen des Romans, sind beide süchtig, das Thema Sucht ist ein Kernelement des Romans. Sie haben den Roman gelesen: Wie betrachten Sie als Experte die Suchtbeschreibungen in dem Roman?

Ich habe das Buch gerne gelesen. Ich fand es interessant, dass die zwölf Schritte der Narcotic Anonymous wiedergegeben wurden und ich dabei verfolgen kann, bei welchem dieser zwölf Schritte die zwei Protagonist*innen sind. Ich fand die Tatsache, dass Oscar und Rebecca nur einen einzigen Rückfall hatten, jedoch sehr idealistisch. Der positive Ausweg aus der Sucht wurde für mich fast schon romantisiert. Ganz so einfach wie im Buch wiedergegeben, ist es nämlich leider nicht, zumindest in den meisten Fällen. Die Entwicklung der Beziehung von Oscar und Rebecca fand ich sehr schön. Dahinter steckt für mich, dass echte Beziehungen, Empathie und Verständnis aus der Sucht heraus helfen. Diesen Aspekt finde ich unheimlich wichtig.

Wie realistisch finden Sie die Tatsache, dass Rebecca laut dem Buch ihr ganzes Leben lang Heroin genommen hat, ohne dass dies auffiel, beziehungsweise, sie weiter funktionierte und den Konsum kontrollieren konnte?

Wenn ich mich recht erinnere, wird im Buch nicht wiedergegeben, wie sie das Heroin konsumiert. Heroin kann man nicht nur spritzen, sondern auch rauchen oder in Form einer Tablette einnehmen. Dieser Fakt spielt eine relativ grosse Rolle, wenn es um die Glaubwürdigkeit des Buches geht. Würde sie das Heroin spritzen, könnte sie sicher nicht so leben, wie sie es tut. Nur schon wegen der Einstiche und der potenziellen Verschmutzung der Substanz. Es stellt sich mir die Frage, ob die Autorin, Virginie Despentes, in dem Bereich wirklich ein nachgewiesenes Beispiel hatte. Würden wir jetzt aber ganz hypothetisch davon ausgehen, dass Rebecca ganz reines Heroin bekommt und den Konsum – beispielsweise durch Tage, an denen sie nicht konsumiert – in Kontrolle halten kann, ist es nicht ganz unrealistisch. Sie könnte 100 Jahre alt werden. Man weiss zum Beispiel auch, dass die Opiatabhängigkeit bei Ärzten gar nicht so selten ist, weil diese an reine Substanzen kommen und den Umgang damit kennen. Es gibt zwar keine Studien, die diese Fälle belegen können. Man weiss aber aus den Abwassermessungen, die auf Substanzen aller Art testen, dass es sehr viel mehr Menschen geben muss, die konsumieren, als man zuerst denkt. Menschen, die nicht dem gesellschaftlichen Bild eines Abhängigen entsprechen. Konsum, der gelegentlich und vielleicht auch unproblematisch ist, vielleicht auch bei Heroin, wer weiss. Die Frage ist eher, wie kommen diese Menschen an die Substanzen? Ausserdem sediert Heroin und der körperliche Entzug von Heroin ist extrem unangenehm: Schwitzen, Nasenlaufen, Durchfall und wahnsinnige Gliederschmerzen, davon kommt im Buch aber nichts vor. Es könnte sein, dass Rebecca möglicherweise gar keinen abhängigen, sondern sozusagen einen sporadischen Konsum hat. Das Buch spielt natürlich in Frankreich, aber um etwas zur Schweiz zu sagen: Die Schweizer Drogenpolitik ist bei so etwas recht fortschrittlich, weil sie einen gewissen Freizeitkonsum gewährt. Der Konsum ist nicht verboten, jedoch der Besitz, Anbau und Handel. Dementsprechend wäre es möglich, alle paar Tage eine kleine Portion zu konsumieren. Doch viele Menschen wollen das nicht hören, es gibt diese Beispiele aber wirklich, bei jeder Substanz.

Können Sie das erläutern?

Dieser «optimale» Konsum von Substanzen und im Fall des Romans von Heroin ist eine reine Hypothese. Sobald ein Zwang entsteht, also eine Sucht, weil man sich denkt «wenn ich ein bisschen davon konsumiere, ist mein Schmerz weg», ist dies der direkte Weg in die Abhängigkeit und die beschriebene Konsumkompetenz ist nicht mehr gewährleistet. Sucht kann man sich vorstellen wie ein Gummiband, das man permanent spannt. Konsum ist die Entspannung, dieses Gummiband nicht mehr spannen zu müssen. Sobald es sich aber ohne Konsum wie eine Anspannung anfühlt, muss man seinen Konsum unbedingt überdenken. Sie sollten sich fragen: Wann ist mein Gummiband gespannt? Welche Methode habe ich, um mal loszulassen? Und wie gesund ist diese Methode für mich?

Im Roman schreibt Rebecca: «Ich habe schon immer gedacht, Menschen, die Drogen nicht vertragen, sollten auch keine nehmen. Ich vertrage sie, also warum sollte ich damit aufhören?» Dann aber will sie trotzdem clean werden. Warum?

Vielleicht wegen Oscar. Ohne Beziehungen geht nichts und diese Beziehungen sind eine grosse Hilfe auf dem Weg raus aus der Sucht. Auch wichtig ist, dass die beiden Protagonist*innen im Roman ihre Gedanken niederschreiben. Bei uns gibt es ganze Therapiearten, die sich um das Niederschreiben und Wiedergeben von Gedanken drehen.

Thomas Lüddeckens arbeitet seit über 25 Jahren als Psychiater und Psychotherapeut mit den Schwerpunkten Sucht und Trauma. Er leitet die Klinik Im Hasel im Aargau und führt eine Praxis in Zürich-Oerlikon. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Kostüme

Seit vielen Jahren arbeitet Yana Ross mit dem Kostümbildner Zane Pihlström zusammen. Für Liebes Arschloch hat er eine üppige Kostümserie entwickelt, die vom ästhetischen Spektrum der Farbe Orange ausgeht und an der Silhouette der dramatischen Gestalt arbeitet. Im Folgenden finden Sie die Skizzen, auf deren Grundlage die Werkstätten des Schauspielhauses die ebenfalls hier abgebildeten Kostüme hergestellt haben.

Notizen zur Farbe Orange

Die Farbe Orange spielt in der Uraufführungsinszenierung von Liebes Arschloch eine besondere Rolle. Dabei geht es nicht nur um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, dem die Vereinten Nation die Farbe Orange als Symbol zugeschrieben haben und an dem sie «die Welt orange machen» wollen. Um weitere Bedeutungsebenen der Farbe Orange zu eröffnen, sind hier einige Notizen zu der Farbe versammelt, einerseits von Johann Wolfgang von Goethe, andererseits von dem französischen Farbdesigner Jean-Gabriel Causse.

Johann Wolfang von Goethe, Zur Farbenlehre

«Da sich keine Farbe als stillstehend betrachten lässt, so kann man das Gelbe sehr leicht durch Verdichtung und Verdunkelung ins Rötliche steigern und erheben. Die Farbe wächst an Energie und erscheint im Rotgelben mächtiger und herrlicher. Das Rotgelbe gibt eigentlich dem Auge das Gefühl von Wärme und Wonne, indem es die Farbe der höhern Glut sowie den mildern Abglanz der untergehenden Sonne repräsentiert. Deswegen ist sie auch bei Umgebungen angenehm und als Kleidung in mehr oder minderm Grade erfreulich oder herrlich. Ein kleiner Blick ins Rote gibt dem Gelben gleich ein ander Ansehen, und wenn Engländer und Deutsche sich noch an blassgelben hellen Lederfarben genügen lassen, so liebt der Franzose, wie Pater Castel schon bemerkt, das ins Rot gesteigerte Gelb, wie ihn überhaupt an Farben alles freut, was sich auf der aktiven Seite befindet. Wie das reine Gelb sehr leicht in das Rotgelbe hinübergeht, so ist die Steigerung dieses letzten ins Gelbrote nicht aufzuhalten. Das angenehme heitere Gefühl, das uns das Rotgelbe noch gewährt, steigert sich bis zum unerträglich Gewaltsamen im hohen Gelbroten. Die aktive Seite ist hier in ihrer höchsten Energie, und es ist kein Wunder, dass energische, gesunde, rohe Menschen sich besonders an dieser Farbe erfreuen. Und wenn Kinder, sich selbst überlassen, zu illuminieren anfangen, so werden sie Zinnober und Mennig nicht schonen. Man darf eine vollkommen gelbrote Fläche starr ansehen, so scheint sich die Farbe wirklich ins Organ zu bohren. Sie bringt eine unglaubliche Erschütterung hervor und behält diese Wirkung bei einem ziemlichen Grade von Dunkelheit.»

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832, war ein deutscher Dichter, Politiker und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.

Jean-Gabriel Causse, Die Unglaubliche Kraft Der Farben

Früher einmal schenkte man sich zu Weihnachten eine Orange.

Heutzutage kann man die Farbe dieser Frucht das ganze Jahr über verwenden oder auch missbrauchen. Diese warme Farbe beruhigt und erweckt Aufmerksamkeit ohne Aggressivität.

Orange ruft den Wunsch hervor, sich auszudrücken, seine Meinung kundzutun, aber zugleich auch den Standpunkt der anderen anzuhören. Reden und zuhören, das heisst Kommunikation.

Nicht zufällig hat der französische Telefonanbieter den Namen Orange gewählt. Orange wirkt anregend auf das Herz und den Appetit und vermindert Verdauungsbeschwerden. Feng-Shui-Meister empfehlen diese Farbe deswegen für die Küche (besonders, wenn Sie dort auch essen), für Esszimmer und den Eingangsbereich. Mit dieser Farbe begrüssen Sie Ihre Besucher und heissen sie willkommen. Orange ist die Farbe der Kommunikation und eignet sich deswegen sehr gut für ein Zimmer, wo ein Paar miteinander spricht, wenn das Orange mit einer entspannenden Farbe wie beispielsweise Blau ausgeglichen wird.

Im beruflichen Bereich wird Orange überall dort empfohlen, wo man mit seinen Mitmenschen kommuniziert, wie beispielsweise am Empfang, in Sitzungssälen, in Büros von Personalchefs.

Jean-Gabriel Causse, *1969, ist Mitglied des Comité Français de la Couleur. Er arbeitet unter anderem als Farbdesigner von Jil Sander und hat die farbliche Gestaltung mehrerer Kliniken und Kaufhäusern verantwortet.

Impressum


Redaktion: Katinka Deecke, Bendix Fesefeldt

Die Texte Über diesen Abend, Zu dieser Inszenierung, Schreiend laute Stille und Wider die Stigmatisierung sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Der Text Zur Farbenlehre ist zitiert aus: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810. Der Text Die unglaubliche Kraft der Farben ist zitiert aus: Causse, Jean-Gabriel: Die unglaubliche Kraft der Farben, aus dem Französischen von Pauline Kurbasik. München, 2015.
Das Interview mit Thomas Lüddeckens wurde transkribiert und redigiert von Philipp Stevens.

Die Figurinen der Kostüme wurden gezeichnet von Zane Pihlström.
Die Fotos der Kostüme wurden gemacht von Sara Bosshard.

Inszenierungsbilder: Gina Folly

Übersetzung: Die englische Übersetzung von Zu diesem Abend und Zu dieser Inszenierung wurde angefertigt durch Sinikka Weber.